Eine Nacht vor der Ausgangssperre

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Eine Nacht vor der Ausgangssperre

Eine Nacht vor der Ausgangssperre

Claudia Carl

„Auf Instagram?“ fragte der Linke, während der Rechte ihm zulächelte. „Mit Fotos?“

Die junge Frau wurde ein wenig unsicher und zögerlich. „Na jaaaa“, sagte sie.

„Also her mit der Adresse!“

„Kim Unterstrich Sankt Pauli 1995“, sagte sie schließlich zögerlich.

Der Glatzkopf tippte schon eifrig in seinen PC.

„Nicht schlecht“, sagte jetzt der Linke, offenbar beim Anblick erfreulicher Fotos auf dem Bildschirm.

„Danke“, hauchte die Anruferin.

„Aber Fotos sind eben Fotos.“ Stellte der Linke in den Raum.

„Hä?“

„Die können ja bearbeitet sein.“

„Niemals! Das mache ich nie! Ist alles echt, von oben bis unten.“

„Ja ja.“

„Hey, Du, wie heißt du?“ wurde die Anruferin nun sehr vertraulich.

„Markus.“

„Wie siehst du aus?“ Anscheinend hatte sie ein Funke erwischt.

„Ich glaube, wir müssen die Fotos polizeilich überprüfen!“ sagte Markus sehr streng.

Das Mädchen erschrak für einen Moment. Nach einem ängstlichen Schweigen fragte sie leise: „Und wie?“

Markus und der Glatzkopf schauten sich an.

„Wir sind hier die ganze Nacht im Dienst. Wache Hauptbahnhof.“

Wieder ein vielsagendes Schweigen, in dem man das Atmen des Mädchens zu hören glaubte.

„Ich bin in St. Pauli“, sagte sie dann.

„Kannst in zehn Minuten hier sein“, behauptete Markus.

„Echt jetzt?“ fragte die Abenteurerin.

„Logo.“

„Aber die Taxikohle?“

„Zahlen wir.“

Das Telefonat war zu Ende.

Markus bemerkte genervt, dass ich immer noch auf der Sünderbank saß.

„Dauert noch“, sagte er eiskalt.

Ich spürte um mich herum das unberechenbare Treiben dieser Nacht, die unbeherrschbaren Energien an einem Großstadt-Hauptbahnhof. Und die harte Bank unter meinem Hintern. Und die Ignoranz meiner Person durch die beiden geilen Typen.

„Hey.“

Eine schlanke, sehr junge Frau mit schwarz gefärbten Haaren, einer pinken Strähne darin, Minirock, Netzstrümpfen mit Riesenlöchern (mein Gott, war ihr nicht kalt?), einer knallgelben Jacke und wie es schien einem Korsett darunter stand zwei Meter neben mir.

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