„Und dann dachten Sie, Sie rufen einfach mal bei der Polizei am Hauptbahnhof an?“
Ich sitze auf einem kleinen Sünderbänkchen in der Polizeistation am Hauptbahnhof Hamburg. Es ist 23.10 Uhr und ich bin gerade aus der S-Bahn gestiegen. Wollte schnurstracks zu einem Taxi und ins Hotel fahren. Kaum saß ich auf dem Rücksitz durchfuhr mich ein Schreck.
„Oh mein Gott, ich habe meinen Rucksack verloren“, sagte ich zu dem Fahrer. „Ich muss leider wieder aussteigen.“
„Na wenn Sie meinen“, sagte er. „Aber der ist bestimmt längst weg.“
Ich stieg wieder aus und da stand ich nun, vor dem Hamburger Hauptbahnhof bei Nacht. Eine wahrlich nicht besonders kuschelige Gegend. Rechts von mir torkelte gerade ein total zugedröhnter Junkie vor einem am Boden sitzenden Mann herum und lallte Unverständliches. Alles was sich rundherum bewegte war männlich und fremdländisch und unheimlich. Jedenfalls für eine Frau allein.
In meinem Kopf überschlugen sich die Möglichkeiten, was ich nun tun könnte. Gab es eine Bahn-Information, die vielleicht wusste, wie ich den Fahrer der S 11 nach Poppenbüttel erreichen könnte, damit er nachsehen konnte, ob mein Rucksack noch dalag? Ich ging ein paar Schritte in den zugigen Bahnhof und kehrte wieder um. Da war doch jetzt eh nichts mehr geöffnet. Gierige Blicke trafen mich von überall her. Ich könnte einfach mit der U Bahn ins Hotel fahren. Zum Glück wusste ich den Türcode auswendig, obwohl er sechsstellig war. 548311. Damit käme ich ins Hotel und auch in mein Zimmer. Allerdings würde ich sterben vor Angst bei dem Gedanken, dass der Finder meines Rucksacks ebenfalls dort auftauchen könnte. Denn den Zettel mit meinem Code hatte ich in meinem Portemonnaie. Stand da auch der Name des Hotels drauf?
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