Eigentlich wollte er seine Geliebte nicht mit Dingen belasten, die nur ihn betrafen und bedrückten. Eigentlich. Bis auf eine ‚schwache Stunde‘ auf Rhodos, war er zu diesem Thema bisher sehr wortkarg. Aber Olivia zeigte Interesse und verhielt sich sehr einfühlsam. Und spätestens seit ihrer Reaktion auf seinen Antrag war ihm klar, dass sie ihn niemals wieder gehen lassen würde. Wie oft hatte sie ihm in den letzten Tagen überglücklich gesagt: „Wir gehören zusammen! Und endlich hast Du es erkannt!“ Und wie Olivia so ist, hielt sie ihm dabei stolz den Verlobungsring unter die Nase.
„Ich spiel sie nochmal, ja?“ Seit Monaten liefen oft dieselben Musiktitel. Olivia hatte diese, ihre Playlist ‚Gefühle‘ genannt. Alte Titel, mit Herzschmerz und der Botschaft: Wir gehören zusammen. Liv mochte diese Interpretinnen. Allen voran Siw Inger. Gerne hörte sie ihre schwedischen Stücke. Aber hier waren, damit Martin es auch verstand in Deutsch, ‚Mittsommernacht‘ und ‚Ich habe es gern‘ zu hören. Ein weiterer Song war ‚Eine Herde wilder Pferde‘ von Séverine, mit dem Olivia auf den Freiheitsdrang von Martin anspielte. Gittes ‚Junger Tag‘ durfte nicht fehlen und ‚Er ist nicht mehr da‘, in dem Marion Maerz ihren Verlust besang, vor dem Olivia sich zu sehr fürchtete.
An diesem Spätnachmittag erfuhr Liv beinahe alles aus Martins Leben und seiner Ehe. “Ich kann Dir kein Kind schenken;“ bedauerte Olivia unter Tränen, nachdem Martin sehr gefasst von den ersten Lebensjahren seiner Tochter erzählte.
Sie hatten sich während der letzten Stunde körperlich immer weiter angenähert und saßen/lagen/lümmelten seit geraumer Zeit nebeneinander auf der Couch. Immer wieder wurde Martin von Liv mit kleinen Küsschen bedacht. Mal auf die Wange, mal auf den Mund, mal im Brustbereich auf den Stoff seines Hemdes. Und jetzt war es Martin, der Ihre Tränen wegküsste. Aber er ging weiter und öffnete Knopf für Knopf ihrer Uniformbluse.
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