Eine Prise Nähe, ein Hauch Verlangen

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Eine Prise Nähe, ein Hauch Verlangen

Eine Prise Nähe, ein Hauch Verlangen

Chloé d'Aubigné

Sie sieht auf und mustert mich schmunzelnd. „Na, war wohl kein Abend für fünf Sterne und funkelnde Augen, hm?“ Ihre Stimme trägt dieses rollende R, das auch aus einem italienischen Film stammen könnte, ihr „hm“ zieht sich so lange, bis es mich beinahe zum Lachen bringt.
Ich seufze. „Eher ein Abend für egozentrische Monologe. Und zur Krönung ein Händedruck wie bei einem toten Fisch.“
Giulia grinst, schenkt mir wortlos Wein ein. „Weißt du, worauf man sich wirklich verlassen kann?“ Sie schwenkt die Gabel durch die Luft und zwinkert. „Pasta. Und dass ich immer zu viel koche. Komm schon, bis du heiratest, ist alles wieder gut.“
Ich kann das Lachen nicht unterdrücken. „Jetzt, da ich weiß, dass ich noch deine Kochkünste genießen kann, ist doch schon alles gut. Wenn es einen Himmel gibt, dann duftet er nach deinem Sugo.“
Sie lacht. „Und er klingt nach dem Klirren von Weingläsern. „Also, gab’s wenigstens irgendwas Bemerkenswertes, oder war’s so schlimm, dass du am liebsten sofort duschen würdest?“
„Definitiv Zweiteres. Ich brauche jetzt Wein, um den Geschmack zu vergessen.“
Sie reicht mir mein Glas und stupst ihre Schulter gegen meine. „Dann bist du hier richtig.“
Ich schäle mich aus meiner Jacke, werfe sie über den Stuhl. „Giulia, ein Abend auf der Couch mit dir und einer Schüssel Pasta hätte mir definitiv mehr gegeben – zum Glück holen wir das jetzt nach.“
Ich lasse mich an den Tisch sinken. Langsam weicht mein Ärger einer resignierten Heiterkeit: Der Abend ist nicht ruiniert, sein schöner Teil beginnt einfach später als geplant. Der Duft von Tomaten und Zitronenzeste liegt schwer in der Luft.
Mein Blick folgt ihren Händen, wie sie mit spielerischer Leichtigkeit in der Pfanne rührt. Ihr Hemdsaum wirft der Bewegung wegen kleine Falten an ihrer Taille – für einen Moment frage ich mich, wie es wäre, den Stoff zu berühren, ihn selbst zu glätten.
Als Giulia die Penne mit Sugo mischt und den Topf auf den Tisch stellt, mustert sie mich mit liebevollem Spott: „Und? War’s wenigstens so schlimm, dass wir ordentlich drüber lästern können?“

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