Ich verdrehe die Augen. „Keine Sorge. Es war ein klassisches Desaster.“
Sie reicht mir eine dampfende Schüssel Nudeln. „Dann iss. Für die Seele. Und erzähl. Für meine Neugier.“
Ich lasse mich von der Wärme und ihrem uneitlen Wohlwollen einfangen. Während sie mit übertriebener Geste Parmesan reibt, spüre ich, wie mein Scheitern leichter wird.
Nach dem Essen bleiben Teller und Gläser zwischen uns stehen, Parmesan flockt auf dem Tisch. Unser ausgelassener Spott über die Männerwelt klingt langsam ab, eine dichtere, stillere Stimmung setzt ein.
Giulia lehnt sich zurück, legt ihre Arme auf die Tischplatte, spielt mit dem Stiel ihres Glases. Als ich einschenke, verschüttet sich ein wenig Rotwein. Fast gleichzeitig greifen wir nach der Serviette, unsere Hände berühren sich – weich, warm, überraschend vertraut. Für einen Herzschlag lang bleibt meine Hand auf ihrer liegen. Ich spüre ihren Puls unter meinen Fingern, und als ich aufsehe, fängt sie meinen Blick mit einer Intensität, die mich erröten lässt. Alles scheint plötzlich möglich, als würden gerade zwei Universen kollidieren.
Die Luft zwischen uns füllt sich mit etwas Unausgesprochenem, einer elektrischen Dichte, die selbst die winzigen Küchenlaute verschluckt. Giulia lächelt, ihre Stimme schwebt fast tonlos an mein Ohr: „Du bist heute irgendwie... nahbarer.“ Ihre Worte streifen mich wie eine Berührung, lösen eine feine Gänsehaut genau dort aus, wo ihr Blick jetzt verharrt.
Ich merke, wie ich genauer auf jede Geste achte: die kleinen Lachfalten um ihre Augen, wenn mir eine Pointe gelingt.
Denn in mir ist etwas Neues – ein Verlangen, das ich so noch nicht kannte. Und das sich aber so schön und richtig anfühlt Ich erwische mich dabei, wie meine Gedanken abdriften, wie ich mir vorstelle, Giulia nicht nur nah zu sein, sondern sie wirklich zu spüren.
Ich stelle mir, wie ich dicht an sie heranrücke, meine Hände neugierig ihre Taille erkunden, tiefer gleiten, den weichen Stoff ihres Hemdes über ihrer Haut anheben. Ich stelle mir vor, wie ihre Lippen meiner Haut ganz nah kommen, wie sie mir ins Ohr flüstert, mir mit den Fingern durch die Haare fährt, und wie sich unsere Körper fast wie selbstverständlich umeinander schmiegen. Ich will spüren, wie ihr Atem meine Halsbeuge streichelt, wie sie ihre Hand entschlossen unter mein Shirt schiebt und ich mich ihr, heiß und ungeduldig, entgegenlehne.
Eine Prise Nähe, ein Hauch Verlangen
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Eine Prise Nähe, ein Hauch Verlangen
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