Doch dann wird sie eine gefährliche Konkurrentin für Rosa und dann gibt es diesen Zoff. Aber das kam nicht wirklich oft vor, denn wenn Rosa für viele Männer zu klein ist, ist Ima für noch mehr Männer zu groß. Männer mögen weder besonders intelligente Frauen, noch solche, zu denen sie hochschauen müssen.
Die Begegnung
Rosa und Ima standen an diesem Tag vor einem Laden und warteten - auf nichts. Es war ein Tag, der ohne Höhepunkte zu Ende gehen würde, wie die Tage davor und wie auch die vielen, die noch kommen würden, die sich aneinanderreihten wie billige Holzperlen auf einer Kette, einer langweiliger als der andere. Sie standen vor einem belanglosen, langweiligen Laden, in dem es eigentlich alles geben sollte, was man zum Leben in der Provinz brauchte, aber in dem meistens genau das, nicht vorhanden war, weil nur wenig geliefert wurde oder vieles rasch ausverkauft war. Sie warteten, nicht um etwas zu kaufen, denn selbst wenn es etwas gegeben hätte, ohne Geld kann man nichts kaufen und genug Geld hatten sie selten, sie warteten, weil sie sonst nichts zu tun hatten. Bei Imas chinesischen Billigschuhen war der Absatz schon beim ersten Einsatz abgebrochen und das Handy von Rosa ist ständig drauf und dran, den Geist aufzugeben. Es war das reinste Lotteriespiel, das mächtig nervte, denn ohne Handy war das Leben noch beschissener, aber wie sollte sie sich ein neues kaufen, das lag jenseits aller Möglichkeiten. Die beiden waren hier, weil ab und zu Freunde vorbeikamen, ein Platz, auf dem man sich traf. Sie starrten in die leeren Schaufenster, starrten auf die leere Straße, starrten sich manchmal gegenseitig an. Starrten auf ihre Kleidung, Rosa hatte eine weiße Bluse mit großen bunten Blumen an, wie immer mit großem Ausschnitt und einen super kurzen Rock. Ima trug ihre schwarzen, hautengen Jeans, mit natürlichen Löchern, die zum Glück gerade Mode waren, und ein hochgeschlossenes, schwarzes T-Shirt.
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