Als sie wieder im Auto saßen, meinte die Tante, sie sei zwar nicht mehr hungrig, aber auch noch nicht satt und vor allem überhaupt noch nicht müde. Sie schlug vor, ein Lokal aufzusuchen, wo man noch etwas essen könne und wo es zudem Musik und Tanz gäbe. Das Lokal stellte sich als eine Art Biergarten heraus, mit einfachen Tischen und Bänken auf dem Rasen und einem großen Podest in der Mitte, Am Rande des Gartens war ein großes Haus, das wie eine Scheune aussah und früher wohl auch diesen Zweck erfüllt hatte. Auf dem Podest unter einem Zeltdach spielte unermüdlich eine Zwei-Mann-Band, Gitarre und Trommeln oder Rasseln, je nach dem, dazu sang eine ältere, sehr dunkelhäutige Frau mit scharfem Gesicht und wirren schwarz-grauen Haaren, schmalzige, traurige Lieder. Er verstand nur corazon, alma und amor, aber die Lieder gefielen ihm und die Sängerin fand er nicht nur interessant, sondern irgendwie auch attraktiv. Einige gemischte Paare tanzten auf dem Podium, aber noch weit öfters tanzten Frauen miteinander, sie tanzten auch auf dem Rasen, wenn es oben zu voll war. das Lokal war gut besucht, die Plätze im Garten waren weitgehend besetzt und die vier Frauen späten zunächst vergeblich in die Runde und mussten mehrfach fragen, ehe sie einen Tisch fanden, an dem man bereit war, aneinander zu rücken und sich umzusortieren. Aber schließlich hatten alle einen Sitzplatz eingenommen und Ima und die Cousine besorgten Bier in Dosen. Immer Ima, dachte er, sie ist die Sklavin von Rosa, anders kann man das nicht nennen. Die Sängerin war, bei Gott, nicht mehr jung, sah aber immer noch ganz gut aus, mit einem schlanken, beweglichen Körper in einem langen, farbenfrohen Kleid, mit viel Schmuck um den Hals und an den Armen und mit Ringen an allen Fingern. Sie hatte den Fremden natürlich sofort entdeckt und richtete nun ihre Aufmerksamkeit voll auf ihn, vermutlich den einzigen Fremden unter den Gästen und der Einzige, der hoffentlich etwas Trinkgeld geben würde.
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