Noch in der Wohnung fingen sie an, sich mit vielen Küsschen voneinander zu verabschieden, aber auf einmal fing die Cousine, die beim Aufwachen noch so glücklich gewesen war, an, laut zu weinen. Unter Schluchzen stammelte sie, dass sie bitte noch diesen Tag bleiben sollten und die nächste Nacht und dass sie sie mitnehmen sollten auf der Reise. Sie sei alt genug, verkündigte sie trotzig, sie sei 15 und damit eine Frau und sie sei noch nie auf einer solchen Reise gewesen und im Auto sei noch genug Platz und sie auch ganz lieb und würde alles machen, was sie machen sollte und niemanden belästigen. Sie ließ sich von niemandem trösten und wollte sich partout nicht beruhigen. Erst als ihre Mutter sie genervt anschrie, sie solle sich gefälligst benehmen und den Mund halten, kletterte sie heulend die Treppe zum Schlafzimmer hoch. Der Abschied von der Tante war einfacher, obwohl auch sie noch einmal ihre Wohnung für eine weitere Nacht anbot, vermutlich aus sehr egoistischen Gründen, wie er vermutete. Dann saßen sie wieder in dem Mietwagen und wollten gerade losfahren, als die Cousine noch einmal aus dem Haus gerannt kam, genauso wie bei der Ankunft am Tag zuvor. Sie rannte diesmal direkt zu der Fahrertür, riss diese auf, fiel dem perplexen Fahrer mit lautem Schluchzen um den Hals, küsste ihn unter Tränen, wie nur eine verliebte Frau einen Mann küssen kann, der sie verlassen will. Es wären noch viele Küsse voller Inbrunst, voller Liebe, voller Gier geworden, wenn Rosa nicht laut gerufen hätte, sie, die Cousine, solle endlich verschwinden, und er, der Fahrer, solle endlich losfahren. Das tat er dann auch, der Wagen setzte sich trotz der geöffneten Tür langsam in Bewegung. Rosa zürnte, Ima lachte aus vollem Hals, die Tante schaute dem Geschehen ungläubig und sprachlos zu und die arme, verliebte Cousine sank, um ein Abenteuer betrogen, verzweifelt auf den staubigen Boden, schlug die Hände vor ihr Gesicht und heulte bitterlich.
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