Die Panne
Dann waren sie wieder auf der Landstraße und fuhren, begleitet von melancholischer Musik, von der Küste weg in Richtung Landesinnere, in Richtung Gebirge. An einem von einer weißen Mauer umgebenen Friedhof, der einsam in der Landschaft lag, hielt er an. Der Regen hatte für einen Moment aufgehört. Friedhöfe interessierten ihn, er wolle ein paar Bilder machen, verkündete er, ob die beiden mitkämen. Die vorlaute, selbstbewusste Rosa kniff, sie habe Angst vor Friedhöfen, gestand sie, da sei es ihr unheimlich, sie wolle den Geistern der Toten nicht begegnen. Ima hatte wegen der Geister kein Problem und so gingen sie zu zweit zum Eingangstor und weiter zu den Gräbern, die schon reichlich verfallen und ziemlich ungepflegt waren, aber genau deshalb wunderbare Motive abgaben. Dazu der graue, wolkenverhangene Himmel, im Hintergrund die schwarzen Berge, welch ideale Stimmung für den Besuch der Geister. Und dann Ima, die junge Frau, wieder in schwarzen Jeans und schwarzem Pulli, welch Kontrast und zugleich welche Verstärkung der morbiden Stimmung Ima die Willige, die ausdauernd posierte, über Gräber stieg, sich auf die Mauer setzte, einen verdorrten Kranz auf den Kopf setzte. Ima, das perfekte Fotomodell, das mit einem langen Kuss, hinter der kleinen Kapelle und außer Sichtweite von Rosa, belohnt wurde. Rosa im Auto, die wieder einmal zu kurz gekommen war und sich vielleicht erneut in ihre Eifersucht gesteigert hätte, wenn sie gesehen hätte, wie leidenschaftlich sich die beiden umarmten, wie heiß sie sich küssten und wie ihre Hände den Körper des anderen gierig abtasteten. Aber als sie wieder im Auto waren, sagte Rosa kein Wort, stellte keine Frage und auch Ima blieb stumm.
Sie fuhren weiter und dann, mitten auf der Landstraße und bei neu eingesetztem Regen, geschah etwas, was nicht hätte geschehen dürfen, etwas, was ihn aus dem Konzept brachte, ein Ereignis, bei dem auch die Mädchen keine Hilfe waren.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.