Rosa hatte noch einen besonderen Grund, ihm herzlich zu danken, und sie sagte es ihm auch, denn mit seiner Hilfe habe sie einen Mann für ihr Leben gefunden. Sie und der gelockte Jüngling seien schwer ineinander verliebt und er würde sie schon bald besuchen und dann würde alles wunderbar werden. Er freute sich bei diesen Worten aufrichtig, denn ihm war durchaus klar, dass er Rosa zugunsten von Ima immer mehr vernachlässigt hatte. Dann tauschten sie noch Adressen und Telefonnummern und er versprach, möglichst bald wieder zu kommen, vielleicht schon im nächsten Jahr. Rosa war sofort begeistert, dann könnten sie die Reise ja wiederholen, meinte sie. Als er auf den Jüngling verwies, der bestimmt etwas dagegen hätte, sage sie nur, man müsse manchmal Prioritäten setzten.
Auch er konnte sich in diesem Moment gut vorstellen, solch ein Wunder noch einmal zu erleben, aber solche Wünsche bleiben oft unerfüllt, denn nachdem er wieder in seiner Heimat war, schon wenige Wochen nach dem Rückflug, machten die ersten Meldungen über einen neuen Virus die Runde, die verdammte Zeit mit Corona war angebrochen und alle Pläne und Versprechungen hatten keinen Bestand, alle Träume waren ausgeträumt, bevor sie überhaupt begonnen hatten. Aber noch war die Welt in Ordnung. Er saß mit zwei wunderbaren, jungen Frauen unter schattigen Bäumen, die beiden tranken süße Limo, er ein herrlich kühles Bier. Hier auf dem zentralen Platz hätte sich die Zeit ruhig etwas dehnen können, die Sekunden hätten Minuten und die Minuten Stunden sein können und die Welt wäre immer noch in Ordnung gewesen, aber der Abschied konnte dann doch nicht länger aufgeschoben werden. Er wollte seinem nächsten Ziel, der Hauptstadt des Landes, an diesem Tag noch deutlich näher kommen. Die beiden beneideten ihn, Ima betonte noch einmal, wie gerne sie mitkommen würde, sage aber auch, dass sie ganz froh sei, wieder daheim zu sein, denn so lange sei sie noch nie weg gewesen. Es gab Küsschen, was heißt da Küsschen, sie küssten sich noch einmal heiß und innig, auch Rosa, dann setzte er sich in das Auto und durch das offene Fenster bekam er noch ein paar Küsschen mehr. Ima heulte Rotz und Wasser und auch Rosa hatte feuchte Augen. Der Trennungsschmerz, da war er sich sicher, würde aber nicht lange andauern, auch nicht bei ihm. Eine wunderbare Woche lag hinter ihm, eine neue Woche lag vor ihm, neue Abenteuer erwarteten ihn. Ihm ging es gut, was wollte er mehr. Aber als er dann tatsächlich losfuhr, begleitete ihn nur ein Gedanke eine ganze Weile, nämlich der, dass er immer noch anhalten, umkehren und Ima mitnehmen könnte.
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