Eine Übung in Sachen Vertrauen

III

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Eine Übung in Sachen Vertrauen

Eine Übung in Sachen Vertrauen

Dreaming Dolphin

„Ich werde dir jetzt die Augen verbinden. Ist das okay für dich?“
Du atmest schwer. Dann nickst du erneut. „Ja, das ist okay.“
Ich verdrehe das Tuch zu einem langen schmalen Streifen, lege es dir über die Augen und verknote es hinter deinem Kopf. Jetzt bist du blind. Nichts mehr sehen zu können, schärft deine Aufmerksamkeit für die anderen Sinne. Du hörst, dass ich um den Tisch herumgehe, die Cognacflasche öffne und zwei Gläser fülle. Einen der großen Cognacschwenker drücke ich dir in die Hand, den anderen nehme ich selbst.
„Auf einen besonderen Abend!“ sage ich dann und nehme einen ersten Schluck. Auch du führst das Glas an die Lippen und nippst daran. „Auf einen besonderen Abend!“ sagst auch du. „Ich bin sehr gespannt!“
Du lächelst erwartungsvoll. Ich lege meinen Zeigefinger auf deinen Mund und fahre die sanft geschwungenen Linien deiner Lippen nach. „Ich auch!“ sage ich. „Ich auch!“
Dann nehme ich deine Hand und bedeute dir aufzustehen. Unsicher tastend lässt du dich von mir ins Wohnzimmer führen. Du weißt, da steht ein schwarzes Ledersofa, ein Couchtisch, ein Sessel. Du weißt nicht, was ich da sonst noch bereit gelegt habe für dich.
Ich führe dich hinter das frei im Raum stehende Sofa. Du spürst das kalte Leder an deinen Beinen. „Trink noch einen Schluck“, sage ich. Dann nehme ich dir das Cognacglas ab und stelle es zusammen mit meinem zur Seite. Klein und verloren siehst du aus, wie du so da stehst, mit verbundenen Augen, nicht wissend, was jetzt mit dir geschehen soll. Überrascht registriere ich, wie sehr ich diesen Anblick genieße! Deine gespannte Aufmerksamkeit, aber auch das Hilflose, Verletzliche, das du in diesem Augenblick ausstrahlst. Und das Gefühl der Macht, die ich über dich habe.

„Reich mir deine Hände“, sage ich. Zögernd streckst du die Arme aus. Ich umfasse deine Handgelenke und schlinge schnell einen der kurzen Stricke darum, die ich dafür zurecht gelegt habe.

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