Eine Vorstellung anderer Art

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Eine Vorstellung anderer Art

Eine Vorstellung anderer Art

Paul Magallas

‚Hätten wir uns mal früher um Tickets gekümmert!‘
Der Anruf im Kino lässt wenig Spielraum. Nebeneinander gibt es keine Plätze mehr, nur hintereinander wäre noch etwas frei. Dann sitzen sie eben hintereinander, jeweils am Ende der dritten und vierten Reihe. Hauptsache, sie kommen in den Film. Der wird in dem schnuckeligen kleinen Saal des Kino-Palastes gezeigt: Pseudo-Kaminfeuer an der Wand, vorn gemütliche Liegen vor der Leinwand, sonst bequeme Sessel und Zweier-Sofas. Seine Frau sitzt hinter ihm. Neben ihr nehmen im Sofa zwei Frauen mittleren Alters Platz. Sie wirken aufgekratzt, kichern viel, scheinen Spaß zu haben. Kurz, bevor es dunkel wird, gesellt sich ein Pärchen rechts von mir. Die sind so etwas von verliebt, dass sie mehr mit Knutschen, Berühren, Streicheln und Befingern beschäftigt scheinen. ‚Warum gehen die überhaupt ins Kino und diesen besonderen Film?‘, schießt es ihm durch den Kopf. Der Vorhand geht auf, Werbung läuft und der Reigen von Vorfilmen beginnt. Neben ihm tuschelt und raschelt es. ‚Na das kann ja heiter werden‘, denkt er halb verärgert, halb amüsiert. Völlig unvermittelt spürt er etwas an seinem rechten Bein. Was war das? In einer großen Bewegung scheint seine Nachbarin ihn gestreift zu haben. Der Film beginnt. Er ist gebannt und versucht sich, darauf zu konzentrieren. Wieder gibt es eine Berührung. ‚Hallo, was soll das?‘ Als er verärgert nach rechts schaut, staunt er nicht schlecht. Die Frau, die vorhin noch Mütze, Schal und eine dicke Steppjacke trug, sitzt im Top mit blanken Schultern da. Der muss es aber heiß sein! Als er noch einmal hinüberschaut, sieht er, dass ihr Partner eine offene Hose präsentiert. Da ragt etwas sehr Stattliches zwischen den Beinen in die Höhe und wird von der Frau gut behandelt. Unterdrücktes Stöhnen signalisiert, dass es dem Besitzer gut gefällt. Soweit er das sehen kann, hat der sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Er genießt in vollen Zügen diese gekonnte Behandlung. Ihm fällt es schwer, beim Blick auf die Leinwand zu bleiben.

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