Patricia kam gegen achtzehn Uhr vom Flughafen nach Hause. Ihren Trolley und ihre kleine Umhängetasche, die sie immer mit an Board nahm, ließ sie achtlos im Flur fallen. Sie war müde, abgespannt, reif für die Dusche. Diese langen Überseeflüge gingen ihr gehörig an die Substanz, aber heute musste sie wieder fit werden, ihren müden Punkt irgendwie übergehen, denn in zwei Stunden wollte sie los zum Irish Pub. Es war Freitagabend. Der Beginn eines hoffentlich sehr schönen Wochenendes. Sie ließ ihre Pumps von den Füßen gleiten und drückte einen Knopf an ihrem Anrufbeantworter. Zwei neue Nachrichten waren im Speicher.
Während sie auf die erste Ansage wartete, knöpfte sie den Blazer ihrer dunkelblauen Uniform auf und ließ ihn achtlos zu Boden gleiten. Es war ihr schleierhaft, wie sich andere Frauen solch ein Outfit unter dem Decknamen „Buisinesskostüm“ für viel Geld in Designerboutiquen kauften.
Es rauschte und knackte kurz. Tuuut. Blödmann, dachte Patricia, erst lässt du fünfmal klingeln und dann war es doch nicht so wichtig. Wenigstens ein netter Spruch, ein „Hallo“ oder ein „Sorry, hab mich verwählt“, kann man doch wohl hinterlassen.
Als sie sich am Reisverschluss ihres Minirocks zu schaffen machte, kam die zweite Nachricht:
„Hey Patti“, sie erkannte die Stimme ihrer besten Freundin Nadine. „Das Buch, das du mir gegeben hast, ist echt traumhaft. Wie kann ein Mann nur so schreiben? Bist du sicher, dass es den Typ wirklich gibt? Ruf doch mal an, wenn du zu Hause bist. Tschüüüß.“
Sie musste lächeln, als sie den lang gezogenen Abschiedsgruß hörte. Typisch Nadine. Sogar am Ende ihres Redeschwalls hoffte sie wohl noch, dass sie doch da war und gleich noch den Hörer abnehmen würde. Aber heute würde sie warten müssen. Dass es den Schriftsteller nicht nur gab, sondern, dass er heute Abend sogar in ihrer Stammkneipe lesen würde, musste Nadine nun wirklich nicht wissen. Ein Bericht am nächsten Tag würde völlig reichen.
Sie ließ den Rock zu dem Blazer fallen und genoss dabei das leise Rascheln, welches das Futter erzeugte, als es über ihre halterlosen Strümpfe hinab glitt.
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