Es war klein und ähnlich karg eingerichtet, wie das in seinem Hotel. Auch hier waren die Wände weiß gekalkt und der Fußboden gefliest. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein weit geöffnetes Fenster, davor hing ein heller Vorhang. Auf der rechten Seite stand an der Wand ein kleiner Tisch, davor ein Stuhl, auf der linken eine hohe, dunkle Kommode mit einer weißen Venus aus Porzellan, die sich wollüstig räkelte. Über der Venus hing etwas, das nicht mehr genau zu erkennen war, ein Bild oder ein Kalender, denn inzwischen war das späte Abendlicht schon fast ganz verschwunden und die fortschreitende Dunkelheit erfüllte den Raum. Doch selbst wenn es noch heller gewesen wäre, hätte er kaum einen Blick für das Bild verschwendet, genauso wenig wie für das restliche Zimmer. Er sah all das nur nebenbei, quasi aus den Augenwinkeln, denn seine ganze Aufmerksamkeit galt dem großen Bett, das mitten im Raum stand, nahezu quadratisch, mit einem halbkreisförmigen, verschnörkelten Metallgitter am Kopfende und einem weißen Laken auf der Matratze. Aber auch das Bett hätte er wohl mit derselben Flüchtigkeit zur Kenntnis genommen und wäre nach einem kurzen Rundblick wieder zurück in den Gastraum gegangen, wenn da nicht etwas gewesen wäre, das ihn veranlasste, gebannt im Türrahmen stehen zu bleiben und auf dieses Etwas zu starren. Es fesselte seinen Blick in einem Maße, dass er nicht mehr wegschauen konnte, es faszinierte ihn mehr als das herrliche Naturwunder im Licht des späten Nachmittags.
Dieses Etwas war eine schlanke, junge Frau, die auf dem Bett lag und deren dunkle Haut sich von dem hellen Laken genauso deutlich abhob, wie die weiße Unterwäsche von ihrer Haut. Sie hatte wohl geschlafen und war vermutlich durch das Quietschen der Türangel aufgewacht. Jedenfalls sah sie ihn mit großen, dunklen Augen an, in denen das Weiß der Augäpfel leuchtete.
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