In den zwei, drei Tagen seines Aufenthalts würde er allenfalls einen groben Eindruck gewinnen können. Doch er war optimistisch, denn sein bewährter Reiseführer wusste jedenfalls, dass sich ein Besuch lohne, sogar sehr lohne. Er pries den Park in höchsten Tönen, hob die Schönheit der Landschaft hervor, beschrieb die beeindruckende Flora und Fauna und empfahl ausdrücklich den abgelegenen, schwer zugänglichen Teil als besonders interessant. Deshalb war er nun hier, deshalb hatte er all diese Mühen auf sich genommen und war an den Arsch der Welt gereist. Der Ort sei im übrigen eine Oase der Ruhe, ohne Trubel, ohne Hektik und nur wenige Touristen würden sich hier her verirren. In diesem Punkt hatte der Reiseführer auf jeden Fall recht. Es schien sich, außer ihm, kein Mensch hierher verirrt zu haben. Er war der einzige, der aus dem Bus gestiegen war, der einzige, der den weiten Platz überquert hatte, durch die enge Gasse gestapft war und nun vor dem Hotel Libertad stand, laut seinem allwissenden Reiseführer, der einzigen akzeptablen Unterkunft.
Mindestens zwei Nächte wollte er bleiben, vielleicht auch mehr, je nach dem, wie seine Erwartungen erfüllt würden. Aber diese zwei Nächte müssen erst einmal überstanden werden, dachte er schaudernd als er sich das Hotel besah. Denn von außen machte es alles andere als einen guten Eindruck, dieses hässliche, zweistöckige Gebäude mit dem abblätterndem Putz auf der Fassade, dem verrosteten Gitter als Haustür und den offensichtlich maroden Fenstern, die mit Sicherheit weder die nächtliche Moskitos noch den ewigen Staub zurückhalten würden. Er hörte schon das bösartige Gesumme der Plagegeister und bei dem Gedanken an das Knirschen des Sands zwischen den Zähne musste er mit trockener Zunge über seine noch trockeneren Lippen lecken, der Speichel war versiegt.
Innen war das Hotel um keinen Deut besser als von außen.
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