Das einsame Haus

9 38-58 Minuten 0 Kommentare
Das einsame Haus

Das einsame Haus

Yupag Chinasky

Sie und die Hühner gaben den Sonntagsbraten ab, der hin und wieder auf den Tisch kam. Bianca lag auf dem Flecken Erde, der gerade noch von der Sonne beschienen wurde, und streckte alle viere von sich. Denn inzwischen war es noch heißer, noch drückender, noch schwüler geworden. Wolken türmten sich und die Sonne durchbrach diese Gebirge nur noch stellenweise. Es war nur die Frage, wann das Gewitter losbrechen würde, nicht mehr, ob eines käme.

Als sie wieder in ihrem Zimmer waren, sagte er, dass er eigentlich heute schon hätte weiter fahren wollen, dass er aber wegen ihr, nur wegen ihr, noch eine Nacht geblieben sei. Sie freute sich und streichelte seinen Arm. Er ergriff ihre Hand und schaute sie an, schaute ihr tief in die schwarzen, geheimnisvollen Augen. Sie hielt seinem Blick stand und das kleine, verlegene Lächeln spielte wieder um ihre Mundwinkel. Dann sagte sie, er solle sich doch auf das Bett setzen und ging noch einmal hinaus, um aus dem großen Familienkühlschrank eine weitere Dose Bier zu holen, eine, die er mitgebracht hatte. Als sie die Tür zuziehen wollte, schlüpfte der schwarze Hund in das Zimmer und verkroch sich unter das Bett. Sie verscheuchte ihn nicht, sondern lachte nur und verschloss dann die Tür mit einem krummgeschlagenen Nagel, der als Riegel diente. Im Zimmer war es fast ganz dunkel geworden und die junge Frau fummelte an zwei blanken Drähten herum, die neben dem Türrahmen hingen, verhakte sie und eine trübe Glühlampe leuchtete auf. Dann setzte sie sich neben ihn auf das Bett. Er öffnete die Dose und reichte sie ihr. Sie bedankte sich, zögerte aber mit dem Trinken und schaute ihm stattdessen geradeswegs in die Augen und lächelte ihr kleines, halb keckes, halb verlegenes Lächeln. Nach ein paar Sekunden führte sie die Dose zum Mund, nahm einen Zug, doch statt zu schlucken, umarmte sie ihn unvermittelt, in der einen Hand immer noch die Dose und presste dann zu seiner Überraschung ihren Mund auf den einen und das Bier floss von einem Mund in den anderen. Er war perplex.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 11499

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben