Das einsame Haus

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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Yupag Chinasky

Einwandfreies Wasser gab es nur in den hellblauen Plastikflaschen. Dann überlegte er, wie er hier überhaupt duschen könnte und er kam er zu dem Schluss, dass er einen Eimer mit Wasser nach dem andern aus dem Brunnenschacht hochhieven und sich den Inhalt dann selbst über den Kopf und den Körper leeren müsste. Dazu müsste er sich gewissermaßen in aller Öffentlichkeit nackt ausziehen und das war ihm höchst unangenehm, obwohl ihn wohl niemand beobachten würde. Selbst die Lust, sich unter diesen spartanischen Bedingungen und mit diesem Wasser gründlich zu waschen, war ihm vergangen. So taucht er nur die Hände und die Arme in das Wasser und wusch sich das Gesicht, auf den Rest verzichtete er, gründliches Waschen würde er nachholen, wenn es dunkel war. Auf dem Rückweg richtete er wieder ein paar Worte an den sprachlosen Papagei. Die Hühner waren immer noch aufgeregt und der Hund wedelte diesmal mit dem Schwanz. Er war wohl harmloser als er aussah.

Die Hoffnung, dass das Essen schon bereit stehe, wurde enttäuscht. Der dünne Wirt war wohl nicht der schnellste, denn es dauerte noch eine ganze Weile, ehe er die aufgewärmten Reste brachte. Der Reis war pappig und ohne einen Hauch von Salz, zum Ausgleich waren die schwarzen Bohnen versalzen. Das Gelb der Eier konnte man vom Weiß kaum unterscheiden und genau so fade schmeckten sie. Zu allem Elend musste er zur Kenntnis nehmen, dass das Bier ausgegangen war und erst am Abend nachgeliefert würde. So musste er wohl oder übel mit einer klebrigen, zuckersüßen Limonade Vorlieb nehmen, die jedoch wenigstens kalt war. Die Orange zum Nachtisch sah arg verschrumpelt aus, war aber aromatisch. Nur der Kaffee, den er statt eines Desserts bestellt hatte, war so, wie er sein sollte, heiß, schwarz und bitter.

Nach dem Essen überlegte er, was er mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Zurück auf sein Zimmer wollte er nicht.

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