Das einsame Haus

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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Yupag Chinasky

Das Schönste aber war das Licht der tief stehenden Sonne, das dieses Mandala von Landschaft in prächtige, intensive gelb-orange-rote Farben tauchte. Er setzte sich an den äußersten Rand der Terrasse und schaute und schaute und staunte und bedauerte, dass er seinen Fotoapparat nicht mitgenommen hatte. Es wäre zu schön gewesen, diese visuelle Orgie der Extraklasse festzuhalten. Doch das war nun leider nicht möglich und so pries er stattdessen sein Glück, die Wanderung doch noch unternommen zu haben, die ihn zum richtigen Zeitpunkt an den richtigen Ort geführt hatte. Durch reinen Zufall war er an eine Stelle geraten, von der aus sich der Park als pure Märchenlandschaft präsentierte und er wunderte sich ein wenig, dass dieser phantastische Ort in seinem schlauen Reiseführer nicht aufgeführt war. Aber was soll's? Er hatte ihn für sich entdeckt und nur das war wichtig. Alle Mühen und Anstrengungen waren nebensächlich geworden, die Müdigkeit war verflogen und selbst der Frust über das schäbige Quartier, das unzumutbare Essen und den unfreundlichen Wirt hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst.

Doch kein Glück auf dieser Welt ist vollkommen und oft sind es triviale Dinge, die es empfindlich stören. Als er schier benommen im Gras saß, die phantastische Aussicht genoss, das einmalige Licht bewunderte, die fast überirdische Stimmung auf sich einwirken ließ und mit sich und der Welt fast völlig zufrieden war, merkte er, erst allmählich, doch dann immer stärker, welch großen Durst er hatte. Sein Mund war genauso trocken wie bei der Ankunft mit dem Bus und sein Verlangen nach einem kühlen Bier schier übermächtig. Es war reichlich dumm von ihm gewesen, nicht einmal Wasser mitzunehmen, aber, er entschuldigte sich sogleich vor sich selbst, er hatte ja nur die Ortschaft erkunden, nur einen kleinen Gang durch die Straßen machen wollen.

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