Ein seltenes Exemplar

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Ein seltenes Exemplar

Ein seltenes Exemplar

Luzia Kame

Es muß knapp fünf Uhr abends sein. Freitag. Konnte heute früher aus dem Büro. Als ich aufschließe, empfängt mich die Kühle unseres Hauses. Ich sehne mich danach mich meiner Kleider zu entledigen. Eine Runde im Meer, eine halbe Stunde in der Sonne. Stehe nackt im Schlafzimmer, Sonnenlicht fällt durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden. Das leichte Kleid liegt zerknittert auf einem Stuhl. Es legt sich kühl auf meine glühende Haut. Handtuch und Sonnenmilch. Mache mich auf den Weg hinunter in die kleine Bucht. Nur zu erreichen, wenn man den Weg kennt. Die Luft gleicht einem Backofen zwischen den Steinen, nach neun Stunden in klimatisierten Räumen macht sie mich schwindlig.
Doch da ist das Meer. Ruhig heute. Schläfrige Wellen rollen langsam an den Strand, verlieren sich in der rieselnden Unendlichkeit der feinen Sandkörnchen. Die Stille läßt mich aufatmen. Der glühende Sand liebkost rauh meine Füße und Zehen. Das Handtuch breite ich am Boden aus und ziehe mir das Kleid über den Kopf, bin nackt darunter. Der Wind bemerkt es sofort und beginnt liebevoll meine Haut zu umschmeicheln. Ich liebe das, halte aber trotzdem nichts von FKK Stränden. Wo bleibt da das Geheimnisvolle? Den Geliebten zu entkleiden und zu wissen, daß er nur mir gehört, daß nur ich ihn mit Blicken und Haut berühren werde. Ich binde meine Haare im Nacken zusammen.
Das Wasser läßt mich erschaudern, brennt, läßt mein Herz schneller schlagen, doch dann in der Bewegung nimmt es meinen Körper auf, fast wie die Liebkosung eines Mannes. Ich schwimme nicht weit, bin müde und das ist gefährlich.

Komme zurück zum Strand. Die Sonne empfängt mich, brauche mich nicht abzutrocknen. Und als ich mich auf meinem Handtuch ausstrecke, sehe ich ihn. Bin starr vor Schreck. Er liegt ganz dicht bei den Felsen, sieht zu mir herüber. Ich ganz allein, hier, mit ihm. Ein Fremder. Was macht er hier? Er ist jung. Er sieht zu mir herüber. Er ist ebenfalls nackt. Ich schließe die Augen und versuche mich zu entspannen.
Aber er konnte mich die ganze Zeit beobachten. Die ganze Zeit. Wie ich mir das Kleid über den Kopf zog. Mein Hintern. Ich stand mit dem Rücken zu ihm, habe ihm meinen Hintern entgegengestreckt. Wie peinlich. Berühmt. Aber berühmt ist er, mein Hintern. Schön, groß, voll. Zieht die Männer an wie Honig die... Er schaut schon wieder her. Hat mich die ganze Zeit beobachtet? Schwein! Hätte sich auch bemerkbar machen können. Was hat er von meinem Hintern gedacht? Ein Universum in dem sich die Männer verlieren können. Ich muß grinsen. Er beobachtet mich, versteckt es nur schlecht. Er ist gut gebaut, das muß ich zugeben. Wenigstens kein geiler Alter. Aber Psychopaten, sind das nicht meistens junge Typen? Sieht nicht aus wie ein Psychopath. Braungebrannt. Liegt auf den Bauch. Schöner greifbarer Hintern, scheint fest zu sein, ich liebe muskulöse Männerarschbacken. Ich werde rot. Schließe besser die Augen.

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