Eheliche Beständigkeit gehört zur Ehre des Siebenbürgener Mannes. Eine stattliche Anzahl von Geliebten ebenso, wobei der Glaube dieser Männer, dass alle Frauen sie dringend brauchen, dass sie sie mit ihrer Anwesenheit und ihrem Schwanz retten und trösten, so unfassbar ist, dass er schon wieder cool ist. Mein Siebenbürgener Liebhaber Nummer eins etwa berichtete mir später, nach unserer Affäre, dass er mitunter jeden Abend der Woche bei einer anderen Dame Trost spende.
Horst tauchte immer wieder auf, schaute immer wieder nach mir. Einmal verbrachten wir einen Faschingsdienstag im Tanzlokal zusammen, als seien wir ein langjähriges Paar. Wir saßen stundenlang zusammen an der Theke, tanzten, saßen, tranken und gingen schließlich noch nach oben in die Gaststätte, wo ein paar verrückte Faschingsgesellschaften auftraten, und er lud mich zu deftigem bayerischen Essen ein. Die Bedienung flirtete mit ihm wie alle Bedienungen, und trotzdem akzeptierte sie mich als seine Partnerin, die sie aber gnadenlos mit ihm betrügen würde.
Doch auch nach diesem stundenlangen Faschingsabend war Sense ohne Kuss und Bett. Er ging zur U-Bahn und ich blieb noch bis zum Kehraus. Verwirrt und enttäuscht.
Manchmal fragte er mich, ob ich eine Woche mit ihm verreisen wolle. Hallo, sagte ich, gleich eine Woche verreisen? Mit einem Mann, der mich noch nicht einmal geküsst hat?
Er hat mich nie angerufen. Meine Telefonnummer hatte er seit Jahren. Doch diese sei versteckt in einer Packung Tempotaschentücher, verriet er einmal. Damit seine Frau sie nicht finde. Vermutlich hielten ihn einfach andere Geliebte auf Trab.
Wir kamen nie zusammen. Er tauchte zu selten auf oder im falschen Moment. Etwa kurz vor dem Lockdown, als ich gerade einen anderen Verehrer hatte. Das musste er sich dann offenbar jede Woche aufs Neue anschauen, dass ich tatsächlich nicht mehr auf ihn wartete, so oft war er vorher nie da gewesen. Und dann hatten unsere zufälligen Treffen ein Zwangsende. Corona.
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