Letzte Woche klickte ich mich durch mein Handy Adressbuch. Dort stieß ich auf Robert-Horst. Unter diesem Namen hatte ich einen seiner Stammtischbrüder gespeichert. Plötzliche Sehnsucht nach der Verlockung.
Wie geht’s euch so was macht ihr? schrieb ich an Robert. Er antwortete, es sei alles ziemlich langweilig und so, kein Stammtisch mehr im Gasthaus und kein Tanzlokal.
Horst hat mich dann zum ersten Mal angerufen. Ich habe es nur rein zufällig gehört, denn seine Nummer war natürlich unterdrückt. Wir haben uns dann verabredet. An der Trambahnhaltestelle Großhesseloher Brücke, um im Perlacher Forst spazieren zu gehen. Noch immer ist er mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, vermutlich weil seine Frau fragt, wo er denn hin will, wenn er das Auto nimmt. Ich bin immer noch etwas enttäuscht, aber mein Gott, im Lockdown, wie soll man da noch anspruchsvoll sein.
Wir haben uns also bei minus sieben Grad um 13 Uhr an der Haltestelle getroffen. Ich war fast überrascht, dass er tatsächlich gekommen ist. Nicht wie damals vor ein paar Jahren, bei einem ersten Versuch einer Verabredung, als ich ewig lange vor einer Tanzschule stand, zu der ich ihn bestellt hatte. Er tauchte nicht auf.
Diesmal stieg er tatsächlich aus der Trambahn. Vermutlich hat ihm der Lockdown auch einige Liebhaberinnen geraubt, die sich an die Kontaktbeschränkungen halten und am Ende gar richtig Angst vor Körperkontakt haben. Warum soll es ihm bessergehen als mir. Er hat mich kurz umarmt und mich auf die Wange geküsst. Sein Gesicht war fremd für mich. Aber seine Schultern in der Winterjacke eindeutig erkennbar, die Art zu gehen, wie ein Tiger, die Hände in den Taschen der blauen Daunenjacke, die teuer gewesen sein muss.
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