Wenn er später an den diesen Abend zurückdachte, war diese erste Konfrontation ein Fingerzeig für all die folgenden Zusammentreffen, bei denen er ihr begegnete. Sie alle waren verwirrende Erlebnisse, die sich aus diesem ersten, noch jungfräulichen Kennenlernen ergaben. Bereits an diesem ersten Abend passte keine seiner Vorstellungen, die er sich mühsam ersponnen hatte, zu der Wirklichkeit, wie er sie erlebte. Trotzdem hielt er an seinen Vorstellungen fest und ließ ihre Begegnungen so verblassen, dass im Nebel seiner Erinnerung nur der Ort und die Zeit schwach glimmten. In der Realität jedoch war alles ganz anders. Der Empfang fand wie jedes Jahr am gleichen Ort statt. Gedämpftes Licht tauchte die Räumlichkeiten des Kaiser-Franz-Saals in die vornehme Unwirklichkeit, die die Kronleuchter über dem jahrhundertealten Parkettboden zum Gleißen brachten. Schwarz-weiß gekleidete Belegschaften erschienen geräuschlos, boten Tabletts mit langstieligen Gläsern, in denen Champagner perlte, und Hors d'oeuvre feil. Die namenlosen Dienstboten verschwanden gleichsam wie sie gekommen waren.
Maximilian Mittereiner, Emporkömmling der Arbeiterklasse, stand umzingelt in einem Kreis gut situierter Herren. Er nahm an, dass es sich um seine zukünftigen Auftraggeber handelte. In ihrer blasierten Art hatten die Alten auf eine Vorstellungsrunde verzichtet, ausgehend davon, dass Normalsterblichen, zu denen sie ihresgleichen zählten, ihre Gesichter und Namen aus der Presse bekannt sein dürften. Dass dem nicht so war, behielt Maximilian wohlweislich für sich. Morgen würde er in den Lokalnachrichten nachlesen können, wie hochrangig seine abendliche Gesellschaft angesiedelt war.
Jetzt verfolgte er amüsiert ihre Diskussion über seinen Entwurf zur Seeteufelshalle. Subtil stigmatisiert, nannte ein untersetzter Glatzköpfiger mit Nickelbrille die Bauweise des Gewölbes im Eingang.
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