Eleonoras Wandlung

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Eleonoras Wandlung

Eleonoras Wandlung

Anita Isiris

Sanft strich Oliver seiner Nora durchs dichte rote Haar. "Ich möchte mit dir reden, Liebes", flüsterte er in heiserer Erregung, "es geht um unsere Sexualität". Eleonora war eine stolze Frau und nicht so leicht vom Weg abzubringen. Männer, die Oliver um sie benieden, bezeichneten sie gar als Megäre, oder, auf Grund ihres wilden Haars, als Meduse. Oliver tat dies alles mit mildem Lächeln ab. Er liebte seine Nora über alles, und schliesslich waren die beiden seit zwei Jahren verheiratet. Die Familienplanung war nicht mehr fern. Oliver war auch nicht unattraktiv – er hatte vor allem Stil und wusste, wie man sich unauffällig kleidete. Er hatte einen kräftigen Teint und wirkte stets, als käme er direkt aus dem Urlaub. Leuchtende grüne Augen zeugten von einem lebensfrohen, aber auch gierigen Charakter. Oft litt er unter Noras unterkühltem Wesen.
Sie war in Nordschottland aufgewachsen, in John o’Groats, um genau zu sein. Das Dorf liegt etwa auf demselben Breitengrad wie Südnorwegen. "Du hast ein nordisches Schneegemüt", war ein Satz, mit dem er sie immer mal wieder neckte. Eleonora war Reiseberaterin. In diesem Beruf konnte sie professionelle Coolness ausleben wie nirgendwo sonst. Sie war Perfektionistin durch und durch und verstand sich auf den Verkauf teurer Reisen. "Mit deiner Beratung würden sich Inuits in die Wüste begeben und Tuaregs an den Nordpol", spotteten ihre Freundinnen nicht ganz neidlos.
Oliver holte zwei Toasts, etwas Käse und Oliven aus der Küche und schenkte Nora und sich etwas Barolo ein. Dann dämpfte er das Licht. Eleonoras Brüste unter dem Rippenpullover waren kühnste Verführung, und sie wusste das. Allein… Oliver liess sie nur selten an sich ran. Nora gehörte zu den Frauen, die sich gerne rar machen – aus einer unergründlichen Angst, ihre Seele an einen Mann zu verlieren.

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