An einem besonders trüben Freitag im November besiegte ich meine Lethargie. Anna war mit Freundinnen unterwegs und kam erst tags drauf zurück. Duschen, eincremen, etwas vom dezent herben Duft hinters Ohr, feine Unterwäsche - alleine das Anhübschen ließ tot geglaubte Lebensgeister in mir wach werden, noch den Parka für drüber und los ging’s, zuversichtlich und gut gelaunt, wie lange nicht mehr.
Sie bewohnte, zusammen mit einer Kommilitonin, eine kleine Mansarde hinterm Südbad, nur fünf Minuten Fußweg, so viel wusste ich. So stand ich denn am späten Vormittag unschlüssig vor Ritas Haus
Eine seltsame Ungewissheit stieg in mir auf:
‚Lampenfieber wie vor einem Date‘, dachte ich irritiert, schimpfte mich einen Blödmann, riss mich zusammen und stürmte, zwei Stufen nehmend, in den fünften Stock.
‚Vielleicht war die ja übers Wochenende weg oder einkaufen.‘
Altbau, die graue ausgetretene Steintreppe blank gescheuert. Gelb durchscheinende Riffelglasfenster über den Türen.
‚Vielleicht wollte sie mich ja gar nicht sehen.‘
Atemlos und nervös zögerte ich vor ihrer Tür, holte dreimal tief Luft.
Die Klingel schrillte durchs Treppenhaus, ich schrak zusammen wenngleich ich selber sie ausgelöst hatte, schaute mich verlegen um und wartete… Sie war nicht zuhause. Nach dem zweiten Schellen drehte ich mich zum Gehen. Im Augenwinkel erkannte ich einen Schatten am Fenster vorbeihuschen, untrüglich auch das Aufblinken im Spion – ich klopfte an die Tür:
„Rita?“, wieso hatte ich bloß dieses blöde Herzklopfen, das mir fast die Kehle zuschnürte.
„Tom? Du? Moment!“, Ritas Stimme klang heiser, ich lehnte mich am Handlauf der Tür gegenüber. Zwei lange Minuten später sprang die Tür auf, knallte in die Sicherungskette:
„Aua – Scheiße!“, die Tür schnellte wieder zu.
„Willst Du mich nicht rein lassen?“, mit dem folgenden Lachen befreite ich mich vom Rest meiner Depression.
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