Elkes Pussycat

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Elkes Pussycat

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Peter Hu

Georg keuchte unter dem Gewicht der Aktenstapel. Drei Wochen schon, schleppte er das aussortierte Datenmaterial aus dem Archiv der Versicherung, und führte es über abschließbare Müllcontainer der Verbrennung zu. Georg war Student, und genoss gerade seine Semesterferien. Leider hatten seine Eltern nicht so viel Geld, dass er sich jetzt an südlichen Stränden räkeln konnte. Er erarbeitete sich Semester für Semester. Und heiß war es hier schließlich auch. Denn das Archiv befand sich genau unterm Dach.
Aus Datenschutzgründen wurde er natürlich durch einen Mitarbeiter der Versicherung beaufsichtigt. Heinz war ganz nett, aber auch ziemlich faul. Selbst das Zuschauen, blähen und erzählen billiger Witze, hatte ihn scheinbar überanstrengt. Heinz bereitete sich auf den Vorruhestand vor, und vertrug die Hitze hinter seinem recht gut belüfteten Behelfsschreibtisch nicht mehr. Er hatte sich krank gemeldet. Schließlich versprach dieser Sommer ein Jahrhundertsommer zu werden.
Dass es auch für Georg ein Jahrhundertsommer werden sollte, ahnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jetzt wurde ihm Elke zur Seite gestellt. Und die hatte wenig gute Laune. Denn man hatte sie hierher strafversetzt. Die kleine Blonde war zuvor Sekretärin in der Vorstandsetage. Sie hatte den Fehler gemacht, einem armen, verunfallten Rentner zu seiner Prämie zu verhelfen, obwohl er einen Tag zu spät überwiesen hatte. Aber auch das wusste Georg zu diesem Zeitpunkt noch nicht, obwohl er sich durchaus für das hübsche, irgendwie alterslose Mädel interessierte. Sie steckte voller Überraschungen.
Hin und wieder riskierte er schon einen Blick über die staubigen Ordner. …Typ „Mäuschen“, wenngleich bei genauem Hinsehen keineswegs grau. Ehr Modell Ewige Kindfrau, die ihre Autorität hauptsächlich aus der eleganten, aber strengen, schwarz gerahmten Brille zog. Ein deutlicher Kontrast zu den feinen Gesichtszügen. Na ja, ein paar Lachfältchen erkannte er schon. Auffällig klein war sie, vielleicht einssechzig? …nicht etwa im Minirock und mit tief ausgeschnittener Bluse unterwegs; so, wie ihm viele ihrer Kolleginnen in diesen Tagen im Fahrstuhl begegneten (Die Fahrt in den Hof war bisher sein einziger Lichtblick…).
Nein, dezente, verwaschene, recht enge Jeans betonten ein knackiges Hinterteil, und wohlgeformte, etwas prallere Beine rundeten das weibliche Erscheinungsbild ab. Der breite Ledergürtel betonte die Grenze zwischen breiter Hüfte und dem zierlichen Oberkörper. Die luftig gebauschte Piratenbluse ließ jedoch keinerlei Rückschlüsse auf die Füllung zu. Verführen wollte Elke an diesem Tag jedenfalls nicht. Sie war noch viel zu sehr mit Schmollen beschäftigt.

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