Derart beschäftigt, achtete er nicht weiter auf sein flügge gewordenes Töchterchen. Diese schlenderte betont langsam zu einem blühenden Fliederbusch und verschwand hinter diesem. Da sie wirklich dringend pinkeln musste, schürzte sie eilig ihre Röcke. Zum Glück hatte ihr Höschen einen Schlitz, den sie nur aufziehen brauchte. Mit gelöstem Blick erleichterte sie ihre Blase, die sie arg gepeinigt hatte. Als sie fertig war und die Tröpfchen mit einem Taschentuch abgewischt hatte, schaute sie ein letztes Mal zurück. Die beiden Männer bockten gerade die Kutsche auf, was eine schweißtreibende Arbeit zu sein schien. Beider Männer Gesichter wirkten verkrampft und man sah ihnen die Anstrengung deutlich an. Elsa rannte los, ohne zu wissen, welche Richtung sie einschlagen musste. Die Komtesse redete sich ein, dass sie den richtigen Weg zur nächsten Stadt schon finden werde, um von dort zurück nach Danzig zu kommen. Nach frühestens zehn Minuten würde sie der Vater vermissen. Bis dahin musste sie so weit wie möglich gekommen sein. Sie rannte jetzt so schnell, wie sie es in ihren eleganten Knopfstiefeln nur vermochte. Elsa gelangte zur nächsten Biegung der Straße. Dort sah sie sich erst einmal um. Die Komtesse atmete schwer, stützte sich mit den Händen auf ihren drallen Oberschenkeln ab. Elsa schwitzte, war ob des Laufes ganz außer Atem gekommen.
Von der Straße ging ein schmaler Feldweg ab. Das flüchtige Mädchen beschloss, diesem weiter zu folgen. Elsa hoffte, auf einen Bauern zu treffen, der sie vielleicht zur nächsten, größeren Stadt bringen konnte. Nach einem anstrengenden Fußmarsch, der eine gute Viertelstunde dauerte, endete dieser schmale Weg. Das verdutzte Komtesschen stand vor einem, mindestens zwei Meter hohen Weidezaun, der eine riesige Streuobstwiese eingrenzte. Es sah so aus, als ob es hinter der Wiese weiter ging, aber wie sollte sie dieses Hindernis überwinden?
Elsas Malheur
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Elsas Malheur
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