Entscheidungen

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Yupag Chinasky

Das war bei ihm aber nicht der Fall, er konnte sich beherrschen, obwohl er ausgehungert war, was Frauen betraf, unbefriedigt. Er war längst nicht auf seine Kosten gekommen, seine Träume und die Erwartungen an diese Reise hatten sich längst nicht erfüllt. Aber er fasste sie natürlich nicht an, versuchte sie nicht zu küssen, stattdessen gab er ihr ein Papiertaschentuch, damit sie ihre Tränen trocknen konnte und überlegte krampfhaft, wie er seinem Ziel dennoch näher kommen könnte, denn mit dieser jungen Frau ins Bett, das wäre schon das ganz große Glück. Sie nahm das Taschentuch dankbar an, trocknete ihre Tränen, schluchzte noch ein paar Mal, dann stand sie auf und sagte, „ich muss jetzt wieder gehen, in die Disco, zu meinem Freund und zu meiner Freundin.
Er verstand die Welt nicht mehr. Was für ein Mädchen, dachte er, geht die doch tatsächlich zu den beiden zurück, obwohl die sie so schäbig behandelt hatten. Kaum zu glauben, hatte sie soviel Großmut oder ist sie nur fürchterlich dumm, ganz einfach strohdumm, saudumm? Oder war sie von diesem Mann abhängig, sexuell abhängig, finanziell abhängig, emotional abhängig, dass sie alles durchgehen ließ, alles akzeptierte, alles, was er tat, verzeihen musste, selbst wenn sie sehr litt, nur damit er bei ihr blieb oder sie bei ihm bleiben durfte, was wohl eher der Fall war. Sie hatte einen total beschissenen Freund und konnte ihn trotzdem nicht verlassen. Da war doch für ihn, den einsamen Fremden mit den eindeutigen Absichten, kein Platz mehr. Schade. Sie war aufgestanden, hatte sich für das Taschentuch bedankt und ging nun langsam in Richtung Disko. Er war nun doch sehr enttäuscht, denn das Mädchen hatte ihm wirklich gut gefallen, sie war sein Traum, obwohl sie viel zu jung war und voll mit eigenen Problemen, aber trotzdem. Er sah ihr nach, versuchte sie nicht aufzuhalten.

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