Nein, das waren alles nur Träume, dafür würde sein Geld nicht mehr ausreichen, das bisschen, das ihm für diese letzten Tage noch geblieben war. Blieb nur ein Spaziergang auf einer der prächtigen Avenuen oder ein gemeinsamer Bummel durch die Gassen der Altstadt. Aber das konnte ihr nicht genügen, das konnte ein junges Mädchen nicht begeistern und für einen alten Mann einnehmen, da war er sich sicher. Das was sie erwartete, warum sie sich überhaupt mit ihm verabredet hatte, war doch sonnenklar. Sie wollte Geschenke, sie wollte eingeladen werden, zumindest versprach sie sich Geld. Keine Liebe ohne Geld, das war eine Art Naturgesetz. Also würde er ihr das nicht bieten können, was sie erwartete, dann wär sie enttäuscht, wäre beleidigt, würde vielleicht heulen, das alles wäre sehr unangenehm, dann wäre nicht nur der Tag verdorben, sondern auch die Nacht, von der er ja auch noch einiges erwartete, viel erwartete, warum sollte er sich mit dieser Chica sonst einlassen. Wäre es nicht besser, sie nicht zu treffen, sie einfach zu versetzen, gar nicht zur Plaza San Firmin zu gehen? Reichte es nicht, von ihr zu träumen, sich vorzustellen, was alles möglich wäre? Könnte er nicht schon allein mit der Möglichkeit zufrieden sein, was er ihr alles hätte bieten könnten und was sie im Gegenzug aus reiner Dankbarkeit, nein nicht aus Dankbarkeit, aus reiner ehrlicher Liebe zurückgeben würde? Wäre die Illusion nicht viel schöner als die Realität? Nein, er schüttelte vehement seinen Kopf, das war Blödsinn, das reichte nicht, das Leben war keine Illusion..
Ein weiteres Glas Rum musste helfen, seine Gedanken zu ordnen und seine Entschlussfreudigkeit wieder herzustellen. Doch plötzlich bekam er Angst, dass das Mädchen nicht kommen würde, das sie das Versprechen nicht ernst gemeint haben könnte. Wenn sie wirklich nicht kommen würde, was dann?
Entscheidungen
4 74-112 Minuten 0 Kommentare
Entscheidungen
Zugriffe gesamt: 4971
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.