“ Sie rief dem Barmann zu, er solle zwei „Salto mortale“ mixen. Dann stießen sie mit ihren Gläsern an. Das braune Zeug schmeckte irgendwie eklig, sowohl nach süßen Bonbons als auch nach bitteren Mandeln, anziehend und abweisend zugleich. „Auf unsere Nacht, auf morgen, auf die Zukunft.“ Yoani lachte und sagte, ohne ihn zu fragen, ob er einverstanden sei, „Also, ich komme dann, in einer halben Stunde auf dein Zimmer.“ Er zögerte, aber nur einen kurzen Moment, dann nickte er. Yoani gab ihm einen Kuss auf den Mund und verließ die Bar.
Er blieb verwirrt zurück und bestellte ein weiteres Bier, um die Verwirrung zu beruhigen und den Geschmack des scheußlichen Cocktails zu neutralisieren. Doch dann war es aber wirklich und endgültig Zeit zu gehen. Die halbe Stunde war schon fast vorbei. Wieder fiel es ihm schwer, seinen Platz an der Theke zu verlassen und noch schwerer die Treppe in den nächsten Stock hochzusteigen. Er war ziemlich unsicher auf den Beinen, viel unsicherer als er es je gewesen war, und zudem hatte ihn eine heftige Müdigkeit überfallen, gleich, nachdem Yoani gegangen war. „Ich hätte weniger saufen sollen.“, dachte er, „ich werde ja gar nichts mehr zustande bringen.“ Er ging nun mit schweren Schritten, sich an der Wand des Flurs festhaltend, bis zu seinem Zimmer und schloss es umständlich auf. Yoani kam pünktlich. Sie klopfte leise an die Tür, kaum hörbar. Er lag auf dem Bett, war schon fast am Einschlafen und rief lauter als notwendig: „Komm rein, ich warte.“ Sie schien ein wenig verlegen zu sein, so als ob sie zum ersten Mal zu einem fremden Mann käme, und sah sich im Zimmer um. „Es ist schön hier und sauber. Gefällt dir das Hotel?“ Er hatte keine Lust ein Gespräch über das Hotel zu beginnen, das weder schön noch sauber war und ihm alles andere als gefiel. Er hatte plötzlich auf nichts mehr Lust, nicht einmal mehr auf diese Frau.
Entscheidungen
4 74-112 Minuten 0 Kommentare
Entscheidungen
Zugriffe gesamt: 4862
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.