Entscheidungen

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Yupag Chinasky

Alle Lust, alles Verlangen war fortgeweht, alles, nach dem er sich gesehnt hatte, und das nun zum Greifen nah war und erwartungsvoll vor ihm stand, vor seinem Bett und ihn amüsiert anschaute. Er blinzelte zurück mit krampfhaft offen gehaltenen Augen. Er hatte unendliche Mühe, wach zu bleiben und wollte nur noch schnell an sein Ziel kommen, wobei er gar nicht wusste, welches sein Ziel war und ob er es je erreichen würde. Irgendetwas wollte diese Frau, deshalb war sie doch da. Und auch er wollte etwas, das wusste er noch, er wollte mit ihr schlafen und vorher musste man sich küssen und abtasten und aufgeilen. Er wollte schlafen, das war sicher, aber allein, nicht mit ihr, allein, lang und ungestört. Alles war so seltsam, so unwirklich, so verschwommen, sein Blick so verschleiert, alles wie in Watte, alles wie im Nebel. Die Frau, die immer noch vor ihm stand, war auf einmal ganz weit weg, kaum noch zu erkennen. Er sah sie nur noch ganz undeutlich und hörte ihre Stimme aus großer Entfernung. Dann war auch sie weg und auch er weg und damit der Rest seiner Gier, die vielleicht noch irgendwo in ihm schlummerte, sein Verlangen war abgetötet und dann war er von allen und allem verlassen, scheintot, ganz tot?

Im Regen

Als er sehr spät am nächsten Morgen aufwachte, war er allein, der Kopf tat ihm weh und eine große Erinnerungslücke klaffte in seinem Gehirn. Die paar Bier, dachte er, haben mich so umgehauen, das kann doch nicht sein. Dann fiel ihm ein, dass er Rum getrunken hatte, aber doch gar nicht viel. Er stand mühsam auf, benetzte sein Gesicht am Waschbecken, zog sich an und ging zum Frühstück in ein Café um die Ecke. Das Frühstück, im Hotel, war einfach zu schlecht, aber hier bekam man richtig guten Kaffee und konnte auch einige Kleinigkeiten essen, aber er hatte keinen Hunger. Als er bezahlen wollte, merkte er, dass aus seinem Geldbeutel fast alle Scheine verschwunden waren, es waren nur noch wenige übrig.

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Gedichte auf den Leib geschrieben