Entscheidungen

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Yupag Chinasky

Vor seinen Augen sind grellrote, halb geöffnete Lippen, die sich seinem Mund nähen und aus denen leise Laute der Wollust strömen, Lippen, die nur darauf warten, geküsst zu werden. Seltsamerweise enden aber bei diesem Bild seine sexuellen Träume, keine nackten Weiber, keine dicken Brüste, keine geöffneten Schenkel, selbst im Traum keine Befriedigung.
Wenn er aufwacht, die Welt der Träume und Illusionen verlässt, die ihm den fast perfekten Urlaub vorgaukeln und in die Wirklichkeit zurückkehrt, wird ihm immer hier als Erstes deutlich, dass er nach wie vor völlig unbefriedigt ist.

Die Wirklichkeit sieht leider ganz anders aus. Um Mitternacht ist er ziemlich high und wankt zurück zu dem Club und in sein Zimmer, um dann bis in den späten Morgen zu schlafen. Frühstück und Mittagessen gehen ineinander über, am Nachmittag döst er am Strand oder legt sich, wenn es zu heiß ist, in seinem Zimmer bei voll aufgedrehter Klimaanlage auf das Bett. Natürlich geht er auch schwimmen und bucht sogar ein paar Stunden auf dem kleinen Boot, das zu den Korallenriffen fährt, um zu schnorcheln. Tauchen, das ebenfalls recht günstig angeboten wird, ist ihm zu gefährlich. Am Strand ist es langweilig, bleiche Touristen, die jeden Tag röter werden, bevölkern ihn mit ihren Frauen, nur wenige Einheimische mit Familien. Überall plärrt laute Popmusik, wenn man Durst hat oder eine Kleinigkeit essen will, geht man an die Hotelbar, der bunte Bändel am Arm ermöglicht freien Eintritt. Einsame Mädchen, die auf Männerfang aus sind und nur auf ihn warten, gibt es in der Tat keine. Er hätte sich vielleicht an eine einsame Touristin heranmachen können, aber der Club ist nur mäßig belegt und ihm begegnet niemand, der ihn wirklich interessiert hätte, sein Interesse gilt den nicht vorhandenen, rasanten Chicas und nicht den ausgebleichten Nordlichtern.

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