Sie hatte das Versprechen nur halbherzig gegeben, sie hatte ehrlich gesagt, etwas Schiss vor der eigenen Courage und so war sie ganz froh, als es am nächsten Tag heftig regnete und sie einen guten Grund hatte, erst gar nicht aus dem Haus zu gehen.
Die erste Entscheidung
Die Bar war schon geöffnet und hinter der Theke stand Antonio, derselbe Mann, wie am Abend zuvor, klein, angeklatschte Haare, große Nase, Leberfleck an der Schläfe. Er hatte noch nicht viel zu tun und stellte gleich eine Dose Bier vor ihn hin, ohne dass er sie bestellen musste. Nach einem großen Schluck fing er das Gespräch an. „Sag mal, hast du mir gestern Gift in diesen verdammten Cocktail getan? Ich war danach unglaublich müde. Du weißt doch noch, dass dieses Mädchen, ihr Name war, Yoani, wenn ich mich recht erinnere, den Drink bestellt hat. Es war die, die erst spät gekommen ist, lange nach Mitternacht. Sie ist dann auf mein Zimmer gekommen, aber statt zu vögeln, hat sie mir mein Geld gestohlen, weil ich wegen diesem Drink, den du bestellt hast, eingeschlafen bin. Steckst du mit der unter der Decke? Bist du der Drahtzieher?“ Der Barmann sah ihn fragend an, schüttelte den Kopf und sagte, er wisse von nichts, er kenne keine Yoani und an ein Mädchen, das gestern nach Mitternacht gekommen sein soll und sich neben ihn gesetzt habe, könne er sich nicht erinnern. Nach Mitternacht sei niemand mehr gekommen. Und eine Yoani kenne er überhaupt nicht. Dass der verdammte Barkeeper jegliche Beteiligung oder gar Schuld an dem manipulierten Cocktail leugnen würde, war keine Überraschung, aber dass er die Existenz, zumindest die Anwesenheit dieser Yoani bestritt, war doch überraschend. Seine Konfusion war vollkommen und er zweifelte, ob er in der letzten Nacht überhaupt hier gewesen war oder ob er alles nur geträumt hatte. „War es möglich, dass nur seine Seele an der Bar saß, während er in seinem Bett lag und träumte?
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