Ich glaube, bei der ‚Verarbeitung‘ meiner Gedanken, ja meiner Zweifel, halfen mir meine Tagebücher, die ich schrieb, seit ich 13 oder 14 war. Ich verwahrte die aktuellsten in einer verschließbaren Kassette in meinem Nachtschrank, die unzähligen anderen – immer Kladden im A5-Format – in einem Pilotenkoffer mit Zahlenschloss auf dem Dachboden. Den dekorativen kleinen Schlüssel zu meinem Schatzkästchen im Schlafzimmer trug ich stets zusammen mit einem Anhänger an einem Kettchen um den Hals. Sebastian wusste von beiden Behältnissen, insistierte aber nie, was den Inhalt anging. Es war ok für ihn, wenn auch in einer Partnerschaft kleine Geheimnisse existieren. Er hat mich nie nach dem Inhalt beider Behältnisse ausgefragt. Bezüglich des Koffers hatte ich was von Jugenderinnerungen gemurmelt und ich wette, er dachte, dass ich in der Kassette im Schlafzimmer kleine Sextoys aufbewahrte. Ich hatte so etwas einmal sehr vage angedeutet.
Neben mir stand die geöffnete Box. Mein aktuelles Tagebuch lag aufgeschlagen neben mir.
Hatte ich diesen Eintrag geschrieben? Ich konnte es nicht fassen. Ja, hatte ich und es machte mich geil! Ich blätterte oft in meinen Tagebüchern. Die Einträge waren meisten nicht sehr prosaisch. Meist waren es Notizen zu dem, was ich erlebt hatte. Vielleicht kam dabei die Ärztin durch, die gelernt hatte Berichte kurz und präzise abzufassen. Aber zu den Einträgen lief dann häufig in meinem Kopf ein detaillierterer Film ab.
Und nun verspürte ich plötzlich unbändige Lust, das erlebte auch mal schöner zu beschreiben, nicht sachlich nüchtern, sondern ausführlich, fantasievoll und erotisch erzählt. In den letzten Jahren hatte ich manchmal auch Fotos eingeklebt, entweder von mir oder irgendwelche anderen Bilder, die mich besonders erregt hatten. Souvenirs an irgendwelche Begebenheiten halt! Ich durchlebte beim Durchblättern und Lesen emotionale Momente noch einmal und sehr häufig bei diesen Gelegenheiten gab ich mich meinen Fantasien und Erinnerungen hin. An so einem „lazy noon“, an dem ich mir einfach mal zwei, zweieinhalb Stunden nur für mich gönnte, bevor ich Karla aus dem Kindergarten holte, an so einem Nachmittag, wo ich ganz Frau und nicht Hausfrau und Mutter sein wollte, gingen zumeist auch die Finger auf Wanderschaft….
Wirklich großartig
schreibt Gabi.K
Zur ersten Geschichte...
schreibt Martinus