Das erste Turnier

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Das erste Turnier

Das erste Turnier

Johannes Seilmann

In der Scheune angekommen, wurde die schwere Klappe heruntergelassen, er kam herein und band sie los. Als erstes nahm er ihr den Kopfhörer ab. Die Musik und den Turniertrubel hatte sie nicht mehr wahrgenommen, seit ER wieder in den Anhänger gekommen war. Erschöpft sank sie ihm in die Arme. Wieso liebte sie ihn, er sie so ausgeliefert hatte? Eigentlich wußte sie, daß er ihr nie etwas tun würde, was sie nicht auch wollte. Sie wollte wehrlos gemacht werden, von ihm gequält - und von ihm befriedigt werden. Er gab ihr die Sicherheit, die sie brauchte. Den Halt, auch mit den Seilen, mit denen er so geschickt umging. Aber heute war er an ihre Grenze gegangen. Wußte er von dem Fremden? Hatte er ihn sogar geschickt? Wo war er in der Zeit gewesen? Hatte er sie beobachtet, um einzugreifen, wenn sie es brauchte? Noch auf der Fahrt die 2 km zu seiner Wohnung surrten ihr die Fragen durch den Kopf, aber sie war zu erschöpft, sie ihm zu stellen. Schweigend und in Gedanken an die Zweifel und die Geilheit der vergangenen Stunden tranken sie Kaffee. Dann klingelte es an der Tür. Ein Freund stand davor.
"Kann ich meine tragbare Anlage wieder abholen, oder brauchst du sie noch", hörte sie ihn an der Tür fragen. ER ging mit seinem Freund zum Auto und gab ihm einen Kasten und zwei große Boxen, die unter einer Decke im Kofferraum gelegen hatten. Wieder kamen ihr Zweifel und ein Gedanke. Sie folgte den beiden nach unten ans Auto und riskierte einen heimlichen Blick auf den Kilometerzähler. 79.997 zeigte der genau an. Noch 10 km bis zur Inspektion, hatte er vorhin gesagt. Sie waren 2 km von der Scheune hergefahren, das Turnier hätte aber hin und zurück 14 km benötigt. War er am Ende nur ganz langsam einmal um die Scheune gefahren, hatte das alles nur in ihrem Kopf stattgefunden? Als sie in die Wohnung zurückkehrte, lag auf dem Kaffeetisch eine Kassette. Beschriftet mit: Turniergeräusche. Sie wusste wieder, dass sie ihm ohne jeden Zweifel vertrauen konnte. Er hätte sie nie alleine gelassen.
"Hast Du es genossen", fragte er, als er sich von hinten an sie heranmachte. Es war nicht der letzte Sex an diesem Tag.

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