Es feuchtet

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Es feuchtet

Es feuchtet

Susi M. Paul

Schmatzen beherrscht das Schweigen. Wie auf geheimen Befehl, ohne Kommando, bewegt sich unsere Skulptur. Nasse Körper gleiten an nassen Körpern. Gruppieren sich um. Mein Gesicht bedeckt nun dichtes Gebüsch. Es ist ausgiebig begossen, erheischt unverhohlen Befriedigung. Meine eigene Höhlung, ihre auf Lust geeichten Nerven, melden starres Eindringen und Füllen. Sehen will ich nicht mehr, nur spüren und fühlen, riechen und schmecken. Ich beginne, mich aufzulösen. Und bin nicht allein. Dicke Tropfen weiblichen Schweißes zerbersten auf meiner Stirn. Die sich entriegelnde Grotte flutet meinen Gaumen. Ich selbst möchte frei sprudeln aus meiner tiefen Schlucht, doch zugleich den unbarmherzigen Spund nicht missen. Mein zusammengepresstes Nass drückt sich, stoßweise, an ihm vorbei, um zum Tageslicht zu gelangen. Und verstärkt damit nur die Ursache des Quellens.
Riechen und Schmecken, mein Fühlen und Spüren wird eins mit unserer Lust. Mit der reinen, ausdünstenden, absondernden und aufnehmenden Begierde. Vorbehaltlose, schamlose Nacktheit. Den Bann brechen wir drei, den Bann des Schweigens. Miteinander, nacheinander, wer weiß das schon. Ich jedenfalls höre die Lust und schreie die Lust im selben Moment. Wellen aussenden und von Wellen getroffen werden, schwemmen und überschwemmt werden. Die Differenzen ebnen sich ein. Gieren und begiert werden. Wollust schenken und Wollust empfangen. Nur das. Ein letztes Saugen, ein letztes Pumpen, ein letztes Seufzen. Dann tritt wieder, für etliche Zeit, feuchtende Ruhe ein. Schweigend verschlungene Ruhe. Ausscheidung an Ausscheidung, Haut an Haut, Glieder an Gliedern, Körper an Körpern.

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