Eule und Magister

Schimkus nahm einen Zug von seinem Bier und dröhnte: „Was aber deine Angst vor Sucht betrifft, rate ich zum Verzicht. Lass‘ ab von ihr, dann kann dich auch keine Singularität verschlingen.“ Nach einem Rülpser, der die Gäste an den umstehenden Tischen zusammenfahren ließ, gähnte er ausgiebig und sah ihn aus halb geschlossenen Lidern prüfend an.
Konrad konnte sich nicht erinnern, Angst vor einer Sucht geäußert zu haben. „Ich kann Sie nicht, ich meine nicht aufgeben, also einfach so, ohne etwas zu versuchen, äh…“ stammelte er.
Schimkus sprach unbeirrt weiter: „Hör zu, kleiner Konrad, wenn Du Fortschritte bei ihr machst, will ich unterrichtet werden.“
Konrad nickte. Es war falsch gewesen, mit Schimkus über Nina zu sprechen. Aber das würde ihm nicht wieder passieren.
„Klar Schimkus, Du kriegst einen Bericht, eine Zeichnung, was Du wünschst, aber wenn Du mich weiter „kleiner Konrad“ nennst, kriegst Du nichts, Null Komma überhaupt gar nichts.“

Langsam stieg Konrad von der bemehlten Leiter, während ihm Ninas lockere Reden wohltuend durch sein Gemüt zogen und packte wie zur Bekräftigung seines Entschlusses, Schimkus nichts zu erzählen, die Holme mit beiden Händen, dass die Knöchel hervortraten. Er schloss aber die Augen, um Abstand von ihren mehligen Brüsten zu halten. Als er wieder festen Boden unter den Füßen hatte und einen Blick riskierte, sah er einen prächtigen, mit lebensechtem Geäder ausgestatteten Schwanz in hautfarbenem Plastik, den ihm Nina unter die Nase hielt. „Sie mal, was ich gefunden habe.“
Konrad staunte: „Ein ordentliches Kaliber.“ Er griff danach, aber sie entzog ihm das Teil und verbarg es hinter ihrem Rücken. „Wie ich dich kenne, vergleichst Du dich mit diesem edlen Teil. Und sich zu vergleichen, befördert das Unglücklichsein.“
„Hätte nie geglaubt, dass Du so etwas in Gebrauch hast“, brummte Konrad.“
„Hab´ ich auch nicht. Bisher hat sich noch immer ein Mann gefunden.“ Sie hielt ihre beiden Handflächen unter ihre Brüste, hob sie an und schüttelte sie, dass das Mehl staubte. „Das verdanke ich Phobos und Daimos. Meine Monde sichern mir männliche Aufmerksamkeit.“ Sie grinste, dann wurde sie wieder ernst. „Wegen meines Status als Buchhändlerin bin ich weniger gefragt, d. h. ich bin sicher vor Mitgiftjägern, weil der “Kater Murr“ nur so viel abwirft, dass es mir zum Leben reicht.“ Nina beugte sich vor und kramte wieder in der Kiste.