Oben im Haus ertönten Schritte und bald darauf ging der Aufzug. Konrad hörte es, während er über den Sinn des Mehls auf der Kiste nachgrübelte. Wer immer die Kiste bei Nina deponiert hatte, demjenigen würde ein Berg Mehl auf der Kiste Probleme bereiten, wenn er an den Inhalt wollte. Der Aufzug war jetzt unten angekommen und es ertönten Schritte. Dann pfiff jemand eine Melodie. Klar, das war Vincenco, wahrscheinlich auf dem Weg in die Tiefgarage. Konrad glaubte sein aufdringliches Aftershave durch die Mauern hindurch riechen zu können. Gleich darauf blubberte es gemütlich aus der Tiefgarage. Vincenco trieb seine Pferdeherde in Form einer alten Corvette aus der Garage.
Konrad ermahnte sich, das Nachdenken zugunsten des Lebens hintenanzustellen. Ein breites Grinsen überkam ihn, das die Backenmuskeln krampften. Was für ein Tag. Er riss sich die Hosen herunter, das T-Shirt, die Unterwäsche. Schnell noch ein wenig das Mehl zusammenkehren und dann ab ins Gartenbad. Bei diesem Gedanken kam schon wieder sein Schwanz ins Spiel. Er lud sich seine Kleider auf den Arm, packte seine Schuhe und stieß die Tür zum Kellergang auf. Draußen stand Vincenco und machte große Augen. Konrad erschrak und fuhr ihn an: „Was machst Du denn hier?“ Erst als er gesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass seine Frage unpassend war.
Vincenco sah überrascht an ihm herab: „Che spectacolo.“ Dann lächelte er: „Ich, ich habe vergessen Geschenk für Sylvia. Musste zurück in meinen Keller.“ Er hob Konrad einen Korb entgegen in dem drei Weinflaschen und ein Töpfchen Oliven und ein frisch-duftendes Brot lagen.
„Dann wünsche ich dir einen schönen Abend“, sagte Konrad freundlich und wollte gehen. Aber Vincenco hielt ihn am Ärmel seines Hemdes zurück, dass er über dem Arm trug.
„Ist das der Keller von Nina?“
Konrad schwieg, während man Nina unter der Dusche trällern hörte.
„Ist …“ Vincenco unterbrach sich.
Konrads Blick war starr auf den Italiener gerichtet, der plötzlich entspannt ausatmete.
„Nina ist eine sehr schöne Frau. Du hast Glück.“ Mit diesen Worten langte Vincenco in den Korb, hielt ihm eine der Weinflaschen hin. „Für Euch.“
Eule und Magister
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