„Etwas mehr nach links.“
Konrad sah auf die appetitlich gerundete Frau hinab, die ihn an ihrem Kellerregal entlang dirigierte.
„Diese Kiste hier?“ Konrad gefiel sich in der Rolle des hilfreichen Nachbarn.
„Genau die – lang sie mir bitte runter.“
Konrad packte die Kiste und bugsierte sie vorsichtig aus dem Regal.
Nina streckte sich, um sie ihm abzunehmen, als plötzlich etwas von der Kiste rutschte und weiß zu Boden stäubte. Nina schloss die Augen und hielt die Luft an.
Konrad sah auf Ninas Haar, ihr Gesicht und ihre Brüste, dann auf seine Schuhe und die Hose, alles war frisch gepudert. Und zudem kitzelte ihn das Zeug in der Nase.
Er krächzte: „Du solltest deinen Koks sorgfältiger aufbewahren.“ Gleich darauf musste er heftig niesen.
Nina hatte etwas von dem Zeug auf der Fingerspitze und leckte daran.
„Das, mein Lieber, ist kein Koks. - Das ist Weizenmehl.“ Sie sah sich suchend um. „Kein Behältnis. Jemand muss es lose auf den Karton gehäuft haben. Aber warum nur?“ Sie schüttelte ihre Haare, klopfte sich ab.
Konrad stand unschlüssig auf der Leiter. „Brauchst Du noch mehr von hier oben?“
„Nein. Das ist die einzige Kiste, an deren Inhalt ich mich nicht erinnere.“ Sie lächelte flüchtig. „Komm wieder runter, Frau Holle.“ Sie fuhr seine Beine hinauf, um Mehl von der Hose zu streifen und produzierte eine Beule in seinem Schritt.
„Oh, lala.“ Sie tastete in aller Ruhe nach seinem Schwanz. „Leiden wir an einer Verhärtung?“
Konrad erstarrte.
Mit ihrem Zeigefinger strich sie sanft seinen Schwanz entlang. „So etwas, mein Lieber, gehört behandelt.“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrer Kiste zu.
„Wie Du es sagst, klingt es nach einem schlimmen medizinischen Befund“, stellte Konrad fest, der nicht recht wusste, wie er auf ihre Berührungen reagieren sollte. Ihr bisheriges Verhältnis hatte aus guten Wünschen im Alltag und hin und wieder für ein Fest bestanden. Es war erst dreißig Minuten her, seit seine Nachbarin, Nina Eule, die Inhaberin der Buchhandlung „Kater Murr“, bei der er gelegentlich Fachliteratur und dann und wann einen Krimi besorgt hatte, vor seiner Tür gestanden und um Hilfe bei einem Problem im Keller gebeten hatte.
Eule und Magister
24 12-20 Minuten 0 Kommentare

Eule und Magister
Zugriffe gesamt: 2440
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.