Nun hatte gerade der Alltag nach der aufregenden Erfahrung des letzten Abends Einzug gehalten und dann das. „Dr. Geißler lädt Maribel und mich zu einem gemeinsamen Abendessen zu viert ein“ sagte Tom lautlos zu sich selbst. War er nicht schon irritiert genug, dass Maribel eine Wandlung zu einem neuen weiblichen Selbstbewusstsein vollzogen hatte. Er fragte sich, was passiert war, welcher Auslöser es war, der zu Maribels Veränderung geführt hat. Und der gestrige Tag war ihm auch noch sehr präsent. Tom hätte nicht gedacht, Zeuge derartiger Vergnügungen, und dann auch noch in der Kanzlei zu werden. Er hatte sich immer gewünscht, im Verborgenen eine solche Situation hören und beobachten zu können. Es hatte ihn heiß gemacht. Und dann das kurze Zusammentreffen mit Maribel, als er sie abholen wollte und er noch erregt war von den Ereignissen am Nachmittag. Tom hatte bisher keine Intention zur Untreue. Er wollte erotische Abenteuer nur gemeinsam mit Maribel erleben. Aber er war auch gefangen von den Reizen seiner Büronachbarin. Was spielte sich im Kopf von Frau Döbler nur ab? Eines war klar: Sie konnte durch ihr Auftreten und ihr Verhalten deutlich machen, dass sie bei aller beruflichen Hierarchie Geißler in der Hand hatte. Es gab ihr offenbar ein Machtgefühl, in dieser Hinsicht ihren Chef zu dominieren. Und Geißler war ungebunden. Ihm war es offenbar egal, was man von ihm dachte. Wenn sein Verhalten mit seiner Gespielin halbwegs vertraulich bliebe, dann reichte es ihm offenbar. Andersherum: Es machte ihn anscheinend an, entdeckt zu werden und er scherte sich nicht um seine berufliche Reputation. Tom rekapitulierte die vielleicht sogar von Geißler und Döbler erhoffte Situation, in der nicht besonders romantischen Tiefgarage erwischt zu werden. Zumindest lag dieser Gedanke nahe, weil beide beim Entdeckt werden alles andere taten, als voneinander abzulassen.
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