F. Müller und die Postbotin

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F. Müller und die Postbotin

F. Müller und die Postbotin

A. David

Brigitte trat in die Pedalen des gelben Fahrrads. An Samstagen zu arbeiten, fand sie ziemlich blöd. Es war entsprechend viel Werbung in der ledernen Tasche, die an dem Lenker befestigt war. Brigitte war Briefträgerin und bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad unterwegs. Sie war jetzt 38 und ihre letzte Beziehung war schon ein Weilchen her.

Auf Partnerportale im Internet mit gefakten Profilen hatte sie keine Lust. Sie fand, dass sie ganz passabel aussah, wenn sie sich etwas zurechtgemacht und die Postuniform gegen ein Kleid und hohe Schuhe ausgetauscht hatte. Sie hatte lange schwarze Haare, die sie meist als Knoten trug. Und sie war der Meinung, dass sie genug Anziehungskraft besaß, auf normalem Weg einen Vertreter des männlichen Geschlechts auf sich aufmerksam zu machen. Sie musste nur etwas suchen und Geduld haben. Sie wollte sich nicht mit dem erstbesten zufrieden geben.

Der eine oder andere männliche Empfänger, dem sie Post zustellte, flirtete mit ihr. Aber diejenigen, die ihr gefielen, waren verheiratet und nur auf eine schnelle Nummer aus. Wieder andere passten nicht so recht in ihr Bild, wie der Mann ihrer Träume auszusehen hatte. Falls sie jemand anbaggerte, lächelte sie meistens nett und ließ sich auf nichts ein. Sie war überwiegend vormittags unterwegs, da mussten die meisten arbeiten und sie traf nur selten persönlich auf jemanden, wenn sie Post in den Briefkasten warf. Das war oft dann der Fall, wenn derjenige Rentner war oder Urlaub hatte und im Vorgarten Unkraut zupfte, vom Einkaufen kam, die Fensterbank sauber machte oder Müll zur Aschentonne brachte.

Im Postreitweg 7 war der alte Herr Bunzeck gestorben. Nach kurzem Leerstand hatten die Erben das Haus verkauft. F. Müller stand am Briefkasten und an der Klingel. Das konnte ein Mann oder eine Frau sein. Aber sie war sich sicher, dass es ein männlicher Single war, sonst hätte dort Fam. Müller, nur Müller oder E. und F. Müller gestanden. Sie wusste nicht warum, aber F. Müller übte eine gewisse Anziehungskraft auf sie aus.

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