Fabians Freundin

Ramona freute sich aufrichtig für ihren jüngeren Bruder. Fabian gehörte zu den Spätstartern, wenn es um Frauen ging. Umso mehr gönnte Ramona ihrem kleinen Bruder, dass er endlich eine Freundin gefunden hatte. Carmen war im gleichen Alter wie Fabian. Die 21-jährige war ein sehr hübsches Mädchen, was nicht nur an ihren braun gelockte, beinahe hüftlangen Haaren lag. Carmens Figur konnte man neidlos atemberaubend nennen und Ramona fragte sich, wieso die junge Frau ausgerechnet Fabian als ihren Freund auserkoren hatte. Fabian war mit Sicherheit ein hübscher, junger Mann. Dennoch passte er mit seiner ruhigen, zurückhaltenden Art nicht so ganz zu Carmen, die gerne die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auf sich zog. Ramona fand die neue Freundin ihres Bruders schon nett, aber es gab einige Punkte an Carmens Wesen, die sie dann doch störten. Ramona war fünf Jahre älter als Fabian. Schon als Zwölfjährige fühlte sie sich für den kleinen Bruder verantwortlich, zumal beide Elternteile arbeiten mussten. Ramonas und Fabians Mutter vertraute darauf, dass die Große nach dem Kleinen schaute, wenn sie von der Schule nach Hause kamen. Ramona stellte dann das vorgekochte Essen auf den Herd, um es aufzuwärmen. Später setzte sie sich dann mit Fabian an den kleinen Schreibtisch, um erst ihre eigenen und dann gemeinsam mit ihm seine Hausaufgaben zu machen. Fabi schaute zu seiner großen Schwester auf, die ihn notfalls auch handgreiflich verteidigte, wenn ihn ein Schulhof-Bully attackierte. Diese Vorgeschichte trug erheblich zu Ramonas Skepsis bei, die seine neue Freundin Carmen betraf. Fabian wohnte noch bei den Eltern, während Ramona schon vor Jahren ein WG-Zimmer bezogen hatte. Es war Anfang Mai, als sie ihrem Elternhaus mal wieder einen Besuch abstattete. Sie saß gerade mit ihrer Mutter und Fabi am Küchentisch, als jemand auf die Türklingel drückte.