Während ich in der Küche herumrumorte, hatte es sich meine Engel auf meiner gut einsehbaren Couch gemütlich gemacht und las mit recht konzentriertem Gesichtsausdruck.
Eine gute Stunde später war ich fertig. Die Tarte buk im Ofen und ich war gerade dabei, den Fisch auf dem Teller zu drappieren, als Eva plötzlich vor mir stand. Ich hatte sie gar nicht bemerkt, obwohl sie leicht durcheinander zu sein schien und schwer atmete.
„Hat er Recht?“
„Nun mein bezaubernder Engel. Ich kann natürlich nur für mich sprechen. Aber er spricht mir sozusagen aus meiner nichtvorhandenen Seele.“
„Ich…“ plötzlich blickte sie nach oben: „Herr?...Ja ich…ich verstehe…3einhalb Wochen?...Aber was meinst Du?...Oh…Ich gebe mein Bestes, Herr!“
Sie schloss kurz die Augen und blickte mich wieder an. Sie hatte wohl offensichtlich gerade einen Anschiß von ganz oben bekommen. Ich sagte nichts und blickte sie herausfordernd an. Ihre Lippen hatten sich zu einem weißen Strich zusammengezogen.
„Lass uns essen!“
„Was ist denn los, meine Engelchen? Ärger beim Bigboss?“ fragte ich scheinheilig. Sie schaffte es, ihre Lippen noch ein wenig mehr zusammenzupressen und mich mit einem Blick, mit dem man jemanden vereisen könnte, zu behaften.
„Es ist nichts! Ich habe Hunger!“ Mit verschränkten Armen setzte sie sich an den Esstisch. Wortlos holte ich die Teller, kontrollierte noch einmal meine Tarte und setzte mich zu ihr.
„Lass mich raten. So Etwas wie eigene Meinung haben oder Dinge hinterfragen ist bei euch nicht wirklich der letzte Schrei, oder?“
„Ach lass mich, Du Teufel!“ knirschte sie mir entgegen und biss in das Welsfilet im Kräutermantel. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte ich ein Leuchten in ihren Augen ausmachen, welches aber sofort wieder verschwand.
Als sie die Gabel wieder absetzte, griff ich zu ihr und legte meine Hand auf die ihre. Ruppig riss sie sich los und schnitt sich trotzig ein gewaltiges Stück Fisch ab.
„Meine Güte, kriegst Du das Stück überhaupt in deinen hübschen kleinen Mund? Nicht dass Du mir hinterher noch erstickst.“
Sie gab sich wirklich Mühe, nicht zu lächeln und halbierte das Stück noch einmal. Ich grinste sie an, doch sie starrte beharrlich auf den Teller. Nach ein paar weiteren Bissen wurde es mir zu bunt. Ich legte meinen Zeigefinger auf ihr Kinn und versuchte, ihr Gesicht anzuheben. Wiederstrebend ließ sie mich gewähren. Doch im letzten Moment drehte sie sich weg. Dennoch sah ich ihre feucht schimmernden Augen.
„Lass mich raten. Du wurdest auf wahrscheinlich göttliche Art darauf hingewiesen, dass bereits einmal ein Engel nicht ganz konform mit seiner Sichtweise gewesen ist und…nun ja, den Ausgang der Geschichte ist ja allbekannt.“
Eva schaute mich sprachlos an. „Woher weißt Du das?“
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