Der Fall des Engels in die Untiefen Sodoms

9 3-6 Minuten 0 Kommentare
Der Fall des Engels in die Untiefen Sodoms

Der Fall des Engels in die Untiefen Sodoms

Cyraxis

Ich betrachte diese Geschichte als eine Art Versuch, eine Art Selbsttest, wenn man so will. Inzwischen habe ich Kapitel 4 erreicht, doch ich möchte hier nur erstmal 1 Kapitel online stellen. Ich bin mir durchaus bewusst (naja, zumindest hoffe ich es), dass diese Geschichte polarisieren wird.
Nichtsdestotrotz empfinde ich sie als mein bisher bestes Werk, obwohl sie noch nicht einmal fertig ist.

Gleißendes Licht erfüllte den Raum, riss mich aus meinem tiefen Schlaf.
Erschrocken blickte ich mich in meinem sonst dunklen Schlafzimmer um und sah diese Gestalt aus gleißendem Licht. Das Licht war anfangs unerträglich hell, doch langsam gewöhnten sich meine schlaftrunkenen Augen an die Helligkeit, machten einen Frauenkörper dahinter aus.

Ich blinzelte nochmal, um mich meiner Wachheit zu vergewissern, dann wurde ich mutiger:

„Wer oder was bist Du?“

Das Leuchten verblasste langsam, gab den Blick frei auf ein zierliches, blondes, holdseliges Geschöpf in einem weißen, bodenlangen Kleid. Die Frau blickte mich ernst, aber irgendwie unglaublich liebevoll an

„Ich bin Dein Engel. Du kannst mich Eva nennen.“

Als Atheist par Excellence unterdrückte ich ein Grinsen.

„Mein Engel? Und so wunderschön Klischeehaft in weißem, langen Kleide…“

„Ich kam so, weil Du Dir, geblendet von Medien und anderen Gottlosigkeiten, Engel so vorstellst.“

Mit einem Schlag war ich hellwach und damit auch mein Mundwerk.

„In anderen Worten, wenn ich mir Dich nackt vorstellen würde, würdest du…“

Mein Engel seufzte resigniert.

„Und genau deswegen bin ich hier“

„Was meinst Du damit?“

„Schau, alle Sünden eines Menschen werden natürlich von uns zusammengetragen. Und wenn es bei einem zu viel wird, aber doch irgendwie Hoffnung für seine Seele besteht, kommen wir, um ihn auf den rechten Pfad zurückzuführen“

An dieser Stelle konnte ich mir ein Lachen nicht mehr verkneifen.

„Du bist also eine Art himmlischer Bewährungshelfer für Schweine wie mich, die Ihr Sündenkonto zu sehr überzogen haben? Harharhar“

Mein Engel sah mich mit einer Mischung aus Wut, Ungläubigkeit und Resignation an.

„Das ist Ernst. Du bist ein schlimmer Sünder. Und es ist meine Aufgabe, Dich zu bessern.“

Das Spiel fing an, mir Spaß zu machen

„Was hab ich denn so Schlimmes getan?“

„Was Du…WAS DU“ mein Engel wurde rot, versuchte sich durch tiefes Durchatmen zu beruhigen.

„Du bist nicht nur ungläubig und undankbar, Du bist blasphemisch über alle Maße und genießt es auch noch. Du verachtest Gott und seine treuen und aufrichtigen Diener auf Erden…“

An dieser Stelle musste ich mir auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen

„Du bist ein Zyniker und überschüttest andere mit Deinem beißenden Spott. Ein Lebemann und ein Taugenichts“

„He, Taugenichts stimmt nicht. Ich arbeite schließlich für die Menschen“ Ich zwinkere meinem Engel zu.

Mein Engel blickte kurz nach oben „Oh, Herr.“ Dann wieder zu mir „Du bist ein Banker! Und das Allerschlimmste…“

Sie kam lautlos auf mich zu. Ich lauschte gespannt. Beinahe flüsternd:

„Du huldigst den unheiligen Praktiken Sodoms.“

„Moment Moment, dass ich das Ganze richtig verstehe.“ Grinsend ließ ich die Anklagen Revue passieren.

„Ihr schickt mir einen Engel, weil ich nicht an ein uraltes Machwerk zur Menschengeisselung glaube und Kirchen gerne als Klubhäuser des pädophilen Abenteuerclubs bezeichne.
Weil ich gerne ein wenig Zynisch bin und die körperliche Liebe gerne in, naja, seiner Gesamtheit genieße?
In anderen Worten, ihr wollt mich verdammen, weil ich die Wahrheit sage und Lebe? Das klingt ja fast nach Mittelalter“

„Ich, ich…“ Eva war sprachlos ob soviel Spott und blickte wieder nach oben. „Herr ich kann nicht…Ja, ich weiß aber…er ist unverbesserlich…wie...eine Prüfung?...Ich…Ja Herr.“

Eva schloss kurz die Augen, dann blickte sie mich wieder gezwungen freundlich an.

„Na dann, Evalein, wie soll das Ganze denn ablaufen?“

„Nenn mich nie wieder Evalein, Du…Du Ungläubiger.“ Ihr Kopf zeigte langsam diese schamhafte kleine Rötung.

„Na gut, mein Engel…Wie hast Du Dir meine Rehabilitation denn so vorgestellt?“

„Du bist einfach…unmöglich. Ich versuche Dir zu helfen und Du?...Du hast nur Spott übrig. Du bist ein schlechter Mensch!“ schleuderte sie mir zornig entgegen.
„Also, ich werde für vier Wochen ein Mensch werden und an Deiner Seite sein. Wenn ich eine Besserung sehe, werde ich Deine Seele nicht verdammen.“

„Sag mal, wie stellst Du Dir das vor? Ich muss schließlich arbeiten. Bleibst Du zu Hause und spielst Hausfrau?“ zwinkerte ich sie an.

Beschämt wich sie meinem Blick aus. „Nein, ich..äh…ich kann nicht kochen. Du musst für mich sorgen, ich erinnere mich nicht mehr an das letzte Mal Menschsein.“

„Na dann haben wir ja Glück, dass ich kochen kann. Und wie schaut es mit dem Rest aus?
Hast Du einen unsichtbaren Koffer mit, in dem deine Klamotten, Schminke, Zahnbürste usw. drin sind?“

„Ich äh...“ Eva war sich zwar meines Hohns bewusst aber aufgrund ihrer Lage nicht imstande, sich dagegen zu wehren. „Nein, ich habe nichts. Wir brauchen im Himmel nichts und leben vom Sonnenlicht.“

„Wuaha, Du bist also eine Art übersinnlicher Sandler?
Das ist ja geil. Naja, wenigstens ein wirklich süßer Sandler.“

„Ich..Du…Du bist einfach schrecklich.“

Das Leuchten, welches Eva umgab, wurde immer schwächer und verblasste schließlich ganz.
Mit einem Mal stand sie vor mir in ihrer ganzen blonden Lockenpracht und ihrem bodenlangen weißen Leinenkleid.
Die ganze Geschichte gefiel mir immer besser. Ich würde zwar mein Konto plündern müssen, um sie einigermaßen gesellschaftstauglich zu machen und mir Urlaub nehmen, aber trotzdem würden es interessante vier Wochen werden.
Außerdem hoffte ich, mit meiner Richterin vielleicht ein wenig, nun ja, Spaß haben zu können. Die Vorstellung der Hölle, wenn bereits Zynismus und ein wenig Spaß im Bett schlimme Sünden seien, kam mir irgendwie gar nicht so schlimm vor.

„Na dann, lass uns noch ein wenig schlafen. Ich muss morgen früh raus. Komm ins Bett, Engelchen.“

Eva schnaubte ungläubig auf: „Du glaubst wohl nicht im Ernst, dass ich mit Dir Barbaren ein Bett teile. Raus mit Dir auf die Couch.“
Ihre Reaktion war natürlich abzusehen, nichtsdestotrotz blickte ich mit meinem besten Hundeblick in ihre Augen.

„Los, raus mit Dir!“

Grummelnd schwang ich mich aus dem Bett, wohlwissend, dass mein persönlicher Engel gleich tiefe Einblicke in meine Anatomie bekommen würde. Natürlich hatte ich nicht die Absicht, meine schändliche Blöße zu bedecken.
Eva stand wie angewurzelt vor meinem Bett und versuchte schamhaft, auf den Boden zu sehen, als ich die Decke auf das Bett zurücklegte und mich ihr im Adamskostüm näherte.
Als ich sie erreichte, zuckte sie zurück, um mich ja nicht zu berühren.
Ich schnellte vorwärts und stahl mir ein kleines, unschuldiges Küsschen von ihren Lippen

Eva bebte vor Wut über meine Indezenz und ihr Kopf lief dunkelrot an.

„Gute Nacht, Engelchen.“ Hauchte ich und verschwand eilig aus dem Zimmer, bevor sie antworten konnte.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 8533

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben