“ „Warum, was soll der Scheiß?“ „Die Fragen stellen wir, nicht du.“ Und schon hat der Kleine seine Hand ergriffen und presst sie, die Finger auseinander gezogen, auf die Tischplatte. Der Hagere wippt sein Messer, dann fängt er an, erst langsam, dann immer schneller, zuletzt in einem Affenzacken, die Klinge zwischen den Fingern auf die Platte zu hämmern. Von links nach rechts, von rechts nach links. Am Schluss, ganz am Schluss seiner makellosen Vorstellung, schneidet er mit einer gezielten, gekonnten, vielfach erprobten Bewegung die Kuppe des kleinen Fingers ab. Der Kleine lässt die Hand los. Der Schnitt tut nicht einmal weh, blutet aber stark. Er wird bleich, hält sich mit beiden Händen an der Tischkante fest und meint, kotzen zu müssen. „Und jetzt hau ab, du Versager! Hau ab aus der Stadt und lass dich hier ja nie mehr blicken. Sei froh, dass wir dich laufen lassen.“ Der Hagere schaut ihn eindringlich an, mit stechenden, brutalen, erbarmungslosen Augen. Seine Stimme ist unterkühlt, heiser, gnadenlos. Diesen Blick und diese Stimme würde er sein Leben lang nicht mehr vergessen. Das war keine leere Drohung, dessen ist er sich sicher, als er auf die Straße wankt, die Zunge auf den immer noch blutenden kleinen Finger gepresst.
Asshole Spyder ärgerte sich, wenn man ihn so nannte. Aber er konnte es selten verhindern. Lieber war ihm Spyder, nur Spyder, wie Spinne, aber mit y. Ja, er war die Spinne, die geduldig in ihrem Netz saß und wartete und wartete und im entscheidenden Moment zuschlug. Aber Asshole? Nein, ein Arschloch war er nicht. Er war doch clever, ein cleverer Junge. Nun ja, eigentlich auch kein Junge mehr, mit Mitte vierzig, aber immer noch klein und drahtig, mit dünnen Haaren, die von Jahr zu Jahr spärlicher wurden und einem leicht verschlagenen Gesichtsausdruck. Seine Qualitäten wurden ständig missachtet. Er war nun mal ein Underdog, allenfalls geduldet, selbst von seinen wenigen Freunden.
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