Wer kam schon freiwillig hierher und verbrachte Stunden in dieser mickrigen Kneipe? Hatte er nichts besseres zu tun? Zudem machte er einen ziemlich verzweifelten Eindruck und starrte immer wieder auf einen großen, weißen Verband am kleinen Finger seiner rechten Hand. Als er ihn am nächsten Tag wieder sah, wieder stundenlang vor einem halb vollen Glas vor sich hin brüten, konnte er seine Neugier nicht mehr zügeln. Er schlängelte sich an den Tisch des Fremden, fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei und begann ein joviales Gespräch. Der Angesprochene sah erst überrascht auf, schien dann aber ganz froh zu sein, einen Gesprächspartner, besser gesagt einen Zuhörer gefunden zu haben und es dauerte nicht lange, bis Spyder alles wusste, was er wissen wollte. Er hörte sich die Geschichte von der Nutte und den beiden Gangstern an, von dem Verlust des Geldes, der Kreditkarten und des Passes und, am allerschlimmsten, den der Fingerkuppe. Er erfuhr, dass der Fremde am liebsten sofort abgereist wäre, obwohl er gerade erst angekommen war, dass er aber bleiben musste, um sich neues Geld und einen Passersatz zu beschaffen. Es dauere nun mal, bis die Banküberweisung eintreffe und das Konsulat hatte ihm dringend empfohlen, hier zu bleiben, um den Ersatzpass in Empfang zu nehmen. Er sei sehr froh, dass man ihm sein Zimmer gelassen und ihm sogar ein paar Dollar geliehen habe. Dann jammerte er, wie sehr er durch das Ereignis traumatisiert sei und sich kaum noch auf die Straße traue und sich nur noch in der Nähe des Hotels aufhalten könne. Das sei besonders ärgerlich, weil er so seine kostbare Zeit nutzlos verplempern würde, statt das zu tun, weswegen er her eigentlich her gekommen sei.
Und, weswegen sei er denn her gekommen, in diese langweilige, verkommene Stadt, wollte Spyder wissen. Aber bevor er eine Antwort erhielt, musste er sich erst noch ausführlich alle Zweifel und Gewissensbisse anhören, die sein Gegenüber plagten.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.