Und mein Instinkt regte sich auch gerade noch rechtzeitig. Denn schon hörte ich Schritte und laut klirrendes Rüstzeug in den Gewölben...
...Man feierte mich als einen wahren Helden, der dem Heidenkerker getrotzt hatte. Halb tot, zogen mich die jungen Kreuzfahrer ins grelle Sonnenlicht. Man bewirtete mich mit den edelsten Delikatessen...
...„Mit dem nächsten Schiff segelte ich heim. Im Hafen traf ich mein altes Schlachtross wieder. Es hatte sich derweil als blinder Bettler verkleidet und verdiente sich so seinen Lebensunterhalt, während es treu auf meine Rückkehr gewartet hatte. Natürlich war die Wiedersehensfreude riesig, ...und wir gingen erst mal einen trinken. Dann gingen wir an Bord.
Endlich hatte mein Ross wieder heimatlichen Boden unter den Hufen. Doch als wir endlich die heimatliche Burg erreichten, mussten wir feststellen, dass sich ein fetter Bischof in unseren Mauern breit gemacht hatte...
...Ja, so war das...
*
...Rotkerbchen wanderte unterdes frohgemut ihres Weges. Im Geiste fühlte sie noch die zärtlichen Finger der hübschen Hexe auf der Haut, als da plötzlich ein Fuhrwerk im Straßengraben lag.
Das war ein teures Gefährt, ...und vier prächtige Pferde grasten unter den Bäumen.
„Ach verzeiht, schönes Fräulein. Ich habe mir einen Platten gefahren“, ...vernahm sie da die Stimme eines recht ansehnlichen Burschen. Er war Kutscher seines Zeichens, ...kräftig gebaut, ...und bestimmt ein wahrer Gott im Bett.
„Könntet ihr mir vielleicht mal helfen? Meine Finger sind zu grob, um die Radmuttern anzusetzen. Ich würde mich auch erkenntlich zeigen“...
Rotkerbchen peilte die Lage mit einem Blick. Es juckte sie schon ein bisschen, wie ihre nervös reibenden Schenkel nur schwer verbergen konnten. Aber die Panne schien ihr doch zu geschickt konstruiert: ...Die Kutsche stand nicht mehr auf dem Weg, ...und der Kutscher schon auf der anderen Seite des Grabens. - Und wie konnte man sich ein Holzrad platt fahren?
Barbarella hatte sie vor diesen Typen gewarnt.
‚Verlaß niemals den festen Weg‘, ...echote es noch in ihrem rechten Ohr.
Das konnte also nur ein verkleideter Zauberer, oder gar ein menschenfressender Troll sein, der sie da vom rechten Wege herunter, und direkt in den Suppentopf locken wollte.
Doch das ließ sich feststellen: „Wieviel ist 2+1“? ...fragte Rotkerbchen naseweis.
„Füüü...hnmpf“, ...antwortete der hinterhältige Troll nach einigem Überlegen, ...und hielt sich für ziemlich clever.
„Ertappt! ...Du bist ein schändlicher Troll ...und wolltest mich fressen,“ ...lachte Rotkerbchen triumphierend.
Sie war sehr stolz darauf, dass sie keines der kostbaren Hexenmittelchen verschwenden musste, die ihr Barbarella für solche Fälle geschenkt hatte. Denn jedes Kind weiß schließlich, dass Trolle nicht zählen können.
Der ertappte Troll aber, weinte bitterlich. Missmutig warfen die anderen Trolle ihre Pferdedecken ab, ...und zogen mit ihrer Kutsche in den tiefen Wald hinein. Und das war gut so. Denn es stand schon ein dampfender Kochtopf darin bereit...
So wanderte Rotkerbchen also unbehelligt weiter, bis die Sonne unterging. Endlich fand sie am Wegesrand fünf Birken, um die sie bequem einen magischen Kreis ziehen konnte. Ein weiterer Schutzzauber, den sie von der Hexe erlernt hatte. Als diese Arbeit vollbracht war, hüpfte sie hinein und rollte ihr Schlafzeug aus. Der Boden war hier so warm und weich, dass sie sofort einschlief.
Und schon begann sie süß zu träumen...
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