Hausbesuche

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Wulff Triebsch

Alle bewegten sich im Gleichschritt, nahmen ein Kleid in ihre Hände und streiften es über.
Erst jetzt blickte ich wieder auf die Gräfin vor mir und bemerkte, wie gewagt ausgeschnitten das Kleid hinten und vorne war. Der Rücken war frei bis hinunter zum Po-Ansatz, der Ausschnitt vorne ging tief unter ihre Brüste, und ich fragte mich, wie es überhaupt Halt an ihrem Körper fand.
„Denken Sie sich meinen BH darunter einfach weg. Ich werde keinen tragen“, erklärte sie und hielt inne. „Warten Sie, ich ziehe ihn auch aus.“
Sie öffnete mit beiden Händen den Verschluss ihres BH am Rücken und nahm ihn ab, umfasste ihre Brüste und straffte das Kleid, das jetzt mehr zeigte als verbarg.
„Was meinen Sie, welche Frisur passt dazu?“ Sie drehte sich nach links und rechts, schaute immer wieder in einen der Spiegel und blickte mich fragend an. Ich musste mehrfach schlucken und rang nach Atem.“
„Ich weiß nicht, vielleicht …“
„Vielleicht was?“
„ … dazu passt eine Frisur, die nicht vom Wesentlichen ablenkt, ich meine, die Blicke der anderen sollten mehr auf …“
„Ich verstehe, ... auf meine Brüste und meinen Po gelenkt werden. Ein guter Ratschlag. Dachten Sie da an etwas Bestimmtes?“
Ich riss mich zusammen und dachte nach. „Eine Frisur, wie sie die Frauen in den 20er Jahren der Weimarer Zeit trugen, passt gut dazu.“
„Sie meinen sicherlich etwas verrucht, trotzig, Männer heischend.“ Sie schien zu überlegen, während sie sich wieder vor den Spiegeln hin und her drehte. „Also ein kurzhaariger Bubikopf! Einverstanden! Ist auch pflegeleicht! Dann sehen wir uns morgen wieder. Um die gleiche Zeit?“ - Ich nickte.

Am nächsten Tag erwartete mich am Burgeingang ein Mann im Livree, der mir half, meine Ausrüstung in das Zimmer zu tragen.
Der Blick in die zahllosen Spiegel löste in mir das Gefühl aus, tausende Augen würden jede meiner Bewegungen verfolgen, wie ich zuerst ein großes Vlies vor dem Waschbecken ausbreitete, einen Sessel daraufstellte und mein Werkzeug auf ein fahrbares Tischchen daneben zurecht legte.

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