Noch zwei drei Schnitte und sie könnte es sogar wagen, einen Tag lang so herumzulaufen, ohne unangenehme Fragen nach ihrem unvollendeten Haarschnitt beantworten zu müssen.
Wenig später nahm ich ihr den Umhang ab, blies mit einem Föhn die Haare herunter und reichte ihr den Bademantel, den sie überstreifte, ohne ihn vorne zu schließen.
Verfolgt von den zahllosen Bildern in den Spiegeln, verstaute ich meine Ausrüstung in einem Koffer und faltete das Vlies zusammen. Die wenigen Haare, die daneben gefallen waren, kehrte ich mit einem Besen zusammen, und merkte erst jetzt in den Spiegeln die Scharen von Frauen, die ein Glas Sekt einschenkten und es mir reichten. Die Gräfin lächelte dazu. Sie trank ihr Glas in einem Schluck aus und schenkte sich gleich ein zweites ein.
„Jetzt fühle ich mich schon wohler. Sie betrachtete sich in einem der Spiegel und lächelte mich an. „Was gibt es da noch zu machen“, wollte sie wissen.
Sie trat ganz nah an mich heran, so dass ich den Stoff ihres Bademantels spürte und die Wärme, die ihr Körper ausstrahlte. Ich nahm einen leichten Schweißgeruch wahr, als sie sich zu mir beugte und meine Hand ergriff. Sie hielt sie vor meinen Augen hoch und verschränkte ihre Finger zwischen meinen. Eine eindeutige Geste, eine Einladung zu mehr als nur einem Glas Sekt. Vielleicht wollte sie geküsst werden, dachte ich und beugte mich vor zu ihrem Mund.
„Keine Küsse, bitte!“, erklärte sie in einem barschen Ton, legte aber beruhigend zwei Finger auf meinen Lippen, zwei feuchte Finger, die leicht salzig schmeckten.
Ich küsste sie reflexhaft, als Ersatz für ihren Lippen, die ich nicht küssen durfte.
Sie schob ihre Fingerspitzen bedeutungsvoll in meinen Mund, ihr Blick gab mir zu verstehen, dass sie mir auch weitere Wünsche erfüllen würde.
Ich widerstand nicht der Versuchung, erneut ihre Lippen zu küssen. Abermals wandte sie sich ab von mir, nur ein wenig, hielt wieder ihre Finger auf meine Lippen.
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