„Das stimmt ja auch, du hast mir immer erzählt, dass du Kopfschmerzen hast, weil deine Regel einsetzt! Erzähl mir jetzt nicht so einen Schwachsinn, von schweren Haaren!“
Feline wurde es jetzt zu unangenehm, hier auf offener Straße über ihre Probleme zu diskutieren: „Wir reden heute Abend darüber, du kommst doch, oder?“ Sie legte ihm die Hand vor die Brust und schaute ihn liebevoll an.
„Ich treffe mich heute Abend noch mit meinen Kumpels, Pit hat seine Prüfung bestanden und wir wollen ein wenig feiern!“
Raik erwartete von Feline keine Widerrede, umso erstaunter war er, als sie sagte: „Du weißt schon, dass ich mein langes Wochenende und ich mich sehr auf dich gefreut habe?“
„Genau, langes Wochenende! Dann haben wir ja immer noch genug Zeit für unsere kleinen Spielchen!“, meinte er lächelnd, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und sagte im Wegdrehen: „Ich muss wieder rein.“
-*-
Feline hatte die Stunden auf dem Sofa mit Grübeln verbracht und einen Entschluss gefasst. Gegen zehn schaute sie kurz ins Schlafzimmer, zu Raik. Aber der lag halb zugedeckt auf dem Bauch und schnarchte leise vor sich hin. Sie schloss die Tür, nahm ihre Jacke vom Haken und machte sich auf den Weg zum Bäcker.
Als sie zurückkam, bereitete sie das Frühstück, war dabei aber bewusst nicht leise. Im Gegenteil, auch die Musik im Radio stellte sie etwas lauter, sodass Raik nach einer viertel Stunde wutentbrannt in der Tür erschien und sie anschnauzte: „Was machst du hier bloß für einen Lärm, dabei kann man ja nicht mal mehr ausschlafen!“
Feline ging auf ihn zu, blieb nahe vor ihm stehen und tippte ihm mit dem Finger auf die nackte Brust, sodass er einen Schritt zurück machen musste und gerade erneut aufbrausen wollte, doch Feline kam ihm zuvor: „Pack deine Sachen und verschwinde! Sofort!“
Raik blieb mit offenem Mund vor ihr stehen, fing leicht an zu stottern, als er was sagen wollte, bekam dann gerade noch heraus: „Wa.. was soll das?“
„Was das soll? Du hast mich heute Nacht vergewaltigt und wenn du nicht gleich verschwindest, rufe ich die Polizei! Deine Sachen stehen auf dem Flur, du brauchst dich nur noch anzuziehen.“
„Ich dich vergewaltigt?“, fragte er und lachte dabei etwas hysterisch auf. „Ich würde nie einer Frau Gewalt antun. Außerdem bin ich wohl der beste Liebhaber, den du je hattest?“, versuchte er die Wogen zu glätten.
Doch jetzt kam Feline erst richtig in Fahrt: „Du und der beste Liebhaber? Dass ich nicht lache! Du bist der miserabelste Liebhaber, der je mit mir das Bett geteilt hat. Eine Frau ist für dich doch nur ein Lustobjekt. Du bist doch der Meinung, wenn du dein Sperma abgeschossen hast, ist die Frau zufrieden und glücklich. Hast du dich schon jemals gefragt, ob deine Partnerin auch einen Orgasmus gehabt hat?“
Erneut dauerte es etwas, bis Raik seine Stimme wieder unter Kontrolle hatte! „Aber …, aber du hattest doch jedes Mal einen Orgasmus gehabt, wenn wir Sex hatten!“, stotterte er.
„So kann man sich täuschen! In der Zeit, in der wir zusammen waren, hatte ich nicht einen Orgasmus, weil es dich nicht interessierte. Und hast, nachdem du wohlig eingeschlafen warst und mich später bei der Selbstbefriedigung erwischt hattest, mir eine fürchterliche Szene gemacht, `wie ich dazu käme, mich selber zu befriedigen, wo du doch alles für mich getan hattest, um mich glücklich zu machen?´ Vielleicht solltest du dich mal von jemanden beraten lassen, der Frauen besser versteht als du!“
Sie hielt ihre Hand auf: „Gib mir den Haustürschlüssel, und dann verschwinde!“
Feline schob ihn aus der Küche und zeigte auf seine Tasche, die an der Wohnungstür stand.
„Aber wo soll ich denn hin, ich habe doch nur dich?“, fragte er mit weinerlicher Stimme.
„Geh doch zurück zu deinen Eltern, die waren doch von Anfang an gegen mich!“
Feline schloss die Küchentür. Hörte ihn noch eine Weile auf dem Flur und im Schlafzimmer rumoren, doch irgendwann fiel die Wohnungstür ins Schloss und sie war endlich allein.
Feline stützte sich auf der Arbeitsplatte ab und wieder liefen die Tränen über ihr schönes Gesicht. Nur dieses Mal waren es Tränen der Erleichterung.
-*-
Es dauerte einige Zeit, bis sie die Trennung von Raik verarbeitet hatte. Nicht, dass sie ihn vermissen würde, sondern ihr eigener Mut beschäftigte sie mehr, als sie gedacht hatte! Immer noch war sie über sich selber erstaunt, wie sie mit Raik Schluss gemacht hatte.
Fast ein halbes Jahr widerstand sie allen Flirtversuchen, wobei die Komplimente teilweise so plump daherkamen, dass sie innerlich nur mit dem Kopf schütteln konnte.
Doch dann prallte sie mit Toni zusammen und von diesem Moment an war alles anders!
Es passierte, als sie den Sack mit schmutziger Wäsche aus dem kleinen Lastenfahrstuhl holte und zur Wäscherei brachte. Dorothea, aus der Wäscherei nahm ihr lachend den Sack ab: „Na Feline, schon wieder in Eile?“
„Ja, ich bin schon viel zu spät! Meine Mutter wartet auf mich beim Arzt, weil sie nur ungerne allein mit der Bahn fährt. `Wegen der vielen Rabauken!´, wie sie immer sagt.“
Feline drehte sich um und stürmte den schwach beleuchteten Kellerflur entlang, Richtung Treppenhaus. Noch einmal um die Ecke, doch dann rannte sie gegen etwas Weiches, das aber sofort nachgab und sie mit sich nach unten zog.
Sie spürte, wie sie im Fallen von zwei Armen umklammert wurde, die sie jeglicher Abwehrmaßnahmen beraubte! Der Aufprall auf den Boden war heftig, doch überhaupt nicht schmerzhaft, sondern weich und warm. Sie hörte noch, wie ihrem Unfallgegner die Luft aus der Lunge gepresst wurde, als sie mit ihrem ganzen Gewicht auf ihm landete. Ihr Kopf folgte der Schwerkraft und kam schließlich am Hals des Mannes zur Ruhe. Tief sog sie die Luft ein und war überrascht welch angenehme Duftnote ihr da in die Nase strömte!
Auch wenn das ganze bisher nur Bruchteile von Sekunden gedauert hatte, so würde sie am liebsten für immer so liegen bleiben. Dieser warme Körper unter ihr, die Arme die sie immer noch sicher umschlungen hielten und dann dieser herbe, männliche Duft, ließen sie leise aufseufzen.
Doch dann wurde sie von einer männlichen Stimme aus ihrem Wachtraum gerissen: „Geht es dir gut? Hast du dich verletzt?“
Feline kannte diese Stimme!
Langsam rappelte sie sich auf und löste sich aus den Armen, indem sie sich mit ihren Händen auf seiner Brust hochdrückte: „Toni, es tut mir leid!“, sagte sie und schaute in das verschmitzt lächelnde Gesicht ihres Arbeitskollegen. „Ich habe dich überhaupt nicht gesehen, bin etwas in Eile! Entschuldige bitte!“
„Feli, das wünsche ich mir doch schon so lange, eigentlich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe!“, flüsterte er nachdem er seine Hände jetzt nur noch auf ihren Hüften liegen hatte.
Erstaunt richtete sie sich weiter auf und als sie endlich beide wieder aufrecht standen fragte sie Toni: „Was meinst du damit, dass du dir das schon lange gewünscht hast?“
Toni sah sie ernst an, bevor er ihre Frage beantwortete: „Ich wünsche mir schon lange dir etwas näherkommen zu dürfen, da du aber von allen männlichen Kollegen im Haus umschwärmt wirst, habe ich mich nicht getraut, dich mal um ein Date zu bitten! Und meine kleinen Aufmerksamkeiten hast du sicherlich nicht bemerkt?
Auf einmal fiel es Feline wie Schuppen von den Augen: „Du warst das?“
Immer wieder hatte sie kleine Pralinen in einer Tasche des Kittels gefunden, oder es steckte eine gelbe Rose im Knopfloch des Kragens, manchmal auch eine lachsfarbene, aber nie eine rote!
„Aber warum hast du denn nie etwas gesagt, ich wäre doch gerne mal mit dir ausgegangen!“
„Wirklich?“, fragte Toni überrascht, damit hatte er nun überhaupt nicht gerechnet.
„Natürlich, du bist doch der einzige von den ganzen Kollegen im Haus, der keine dummen Sprüche von sich gegeben hat. Du warst immer freundlich und nett zu mir und ich habe immer gedacht, dass du eine Freundin hättest und deswegen nicht mit mir geflirtet hast?“
Toni druckste etwas herum, bevor er seinen ganzen Mut zusammennahm: „Du warst für mich so unerreichbar! So eine wunderschöne Frau und der unscheinbare Hotelpage, das passte nicht zusammen. Ich hätte mich nie getraut, dich um ein Date zu bitten.“
„Aber ich bin doch auch nur ein einfaches Zimmermädchen!“
„Ja, aber du bist so schön! Ich fühle mich dir gegenüber so hässlich und minderwertig!“ Toni zuckte verlegen mit den Schultern.
Erschüttert legte Feline ihm eine Hand an die Wange: „Das hast du doch gar nicht nötig, du bist so ein attraktiver, junger Mann! Ich wäre stolz, wenn du mal mit mir ausgehen würdest!“
Unwillkürlich neigte Toni seinen Kopf und schmiegte sich kurz in Felines Hand, zuckte aber sofort zurück, als ihm dies bewusst wurde.
Mutig geworden durch ihre Geste, fragte er: „Hast du am Samstag schon etwas vor? Können wir uns irgendwo treffen?“
Plötzlich fiel Feline ihre Mutter ein und, dass sie schon lange auf sie wartete: „Du hast doch sicher ein Handy, gibst du mir deine Nummer, wir könnten dann heute Abend telefonieren. Ich bin gerade etwas in Eile, meine Mutter wartet beim Arzt auf mich.
Sie tauschten kurz ihre Handynummern aus und Feline stürmte zum Treppenhaus, während Toni ihr voller Emotionen hinterherschaute.
-*-
Am Abend, Feline hatte es sich gerade etwas gemütlich gemacht, spielte ihr Handy plötzlich ihr Lieblingslied ‚Call on Me‘ von Starley.
„Entschuldige, stör ich?“, hörte sie Tonis vorsichtige Frage.
Feline wusste später nicht mehr, warum sie das gesagt hatte, es passierte einfach: „Toni, hör auf dich immer zu entschuldigen! Sei einfach du! Ich mag dich so wie du bist. Außerdem habe ich schon auf deinen Anruf gewartet und ich freue mich, dass du endlich da bist!
Sie redeten über zwei Stunden und lernten sich so schon etwas besser kennen. Doch dann ging Felines Handy langsam der Saft aus, deshalb verabredeten sie sich noch für den kommenden Samstag, in der Eisdiele ‚Giovanni‘.
Die Stunden bis zu ihrem ersten Date, verliefen für Feline quälend langsam. Auf der Arbeit war sie Toni in der Zeit nur einmal begegnet, als er Koffer auf ein Zimmer brachte. Ihre Arbeitsbereiche waren einfach zu verschieden, als dass sie sich im Hotel begegnen würden.
Feline stand vor dem Spiegel im Bad und kämmte sich ihre kurzen Haare. Es war für sie immer noch ungewohnt, aber die lästigen Kopfschmerzen hatten deutlich nachgelassen. Sie war unsicher, was sie bei ihrem ersten Date mit Toni anziehen sollte, entschied sich dann aber doch für eine Jeans und eine geblümte Bluse. Immerhin gingen sie ja nur in ein Eiscafé und nicht ins Theater oder Kino.
Als sie vor dem ‚Giovanni‘ ankam, stand Toni schon im Vorgarten und wartete mit einem breiten Lächeln auf sie. Etwas schüchtern gab er ihr die Hand, doch Feline zeigte ihm, wie man sich unter guten Freunden begrüßte. Sie zog ihn an seiner Hand zu sich heran und küsste ihn auf beide Wangen.
Nachdem sie sich ihr Eis bestellt hatten, Feline einen großen Erdbeerbecher und Toni eine Krokant-Kreation, aßen sie eine Weile, bis Feline fragte, ob sie mal sein Eis probieren dürfe, als er sich gerade seinen Löffel in den Mund schieben wollte. Toni hielt inne und schob ihr seinen Becher rüber. Doch das wollte Feline nicht, sie schaute fragend auf seinen Löffel, doch Toni reagierte nicht.
„Du warst noch nie richtig verliebt, oder“?
Toni riss seine Augen weit auf, denn bevor er etwas sagen konnte, hatte Feline seine Hand zu sich herangezogen und schob sich seinen Löffel genüsslich zwischen ihre roten Lippen. Dabei beobachtete sie genau wie Toni ihren Mund nicht aus den Augen ließ.
Bedächtig zog sie den Löffel zurück und Toni sah, wie sich ihre Lippen auf dem Eis leicht kräuselten. Wie gerne hätte er diesen Mund jetzt geküsst!
Feline leckte derweil mit ihrer Zunge die Sahne von ihren Lippen, immer verfolgt von Tonis Blick! Lächelnd ließ sie seine Hand los und meinte dann: „Das war ein Kuss auf Umwegen!“
Toni kapierte sofort: „Bekomme ich auch einen Kuss auf Umwegen?“
Felines Orgasmus
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