Als er an ihr vorbei gehen wollte, lächelte sie wieder.
"Können wir gemeinsam gehen?"
Er blieb stehen.
"Wo wohnen sie?" wollte er wissen.
"Nicht hier," sagte sie.
"Was suchen sie dann hier?"
"Einen Platz. Einen Platz zum schlafen. Haben sie einen?"
"Ja natürlich habe ich einen. Ich wohne hier."
"Und sie haben ein Bett."
"Ja,"
"Ein großes Bett?"
"Ich lebe alleine. Mein Bett ist nur für mich."
"Ich kann auch auf dem Teppich schlafen. Haben sie einen Teppich? Oder eine Bank?"
"Die ganze Wohnung ist ein Teppich. Grundausstattung."
"Fein."
"Was ist fein?"
"Ich werde auf dem Teppich schlafen. Das ist fein."
"Wir gehen in meine Wohnung und ich rufe ein Taxi. Das bringt sie nach Hause."
"Ich habe kein Geld."
"Ich borg ihnen Geld für die Heimfahrt."
"Ich habe keine Wohnung." Nach einer kurzen Pause: "Mir ist kalt. Wir sollten gehen."
Er sah sie an. Sie zitterte. Auch er fühlte wieder die kalten, nassen Kleider an seinem Körper.
"Sie haben keine Wohnung? Obdachlos?"
"Nein. Hier habe ich keine. In dieser Stadt."
"Woher kommen sie?"
"Ist das denn wichtig?"
"Ach woher! Ich unterhalte mich mit einer völlig Fremden, die bei mir übernachten will, weiß weder ihren Namen noch woher sie kommt. Sie haben recht. Ist ja alles nicht wichtig!"
"Felizitas" sagte sie und hielt ihm ihre Hand hin.
"Wie?"
"Felizitas. Mein Name ist Felizitas. Jetzt sollten wir aber gehen. Oder wollen sie dass wir uns verkühlen?"
"Martin," stellte er sich vor und nahm ihre Hand. Sie war so kalt wie die seine und zitterte leicht. "Also gehen wir."
"Die Häuser sehen alle gleich aus," stellte sie fest als sie vor der Wohnhausanlage angekommen waren. "Verirrst du dich manchmal?" wollte sie wissen.
"Zweimal versuchte ich schon das falsche Haustor aufzuschließen. War aber beide Male ziemlich.....na ja müde und es war nach langen Abenden mit Freunden" erklärte er ihr.
Sie standen vor dem Haustor und er schloss auf.
"Ist es das richtige?" wollte sie wissen.
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